Die Jagd nach der OwnZone – oder: wie finde ich meine Glückszone?

Freitagnachmittag. Ich sitze mit 16 Mitstreiterinnen in einem dunklen Seminarraum und vorne läuft eine Präsentation über die OwnZone. „Merken Sie sich Mumm – nur mit einem M“, dringen die Worte der Physiotherapeutin zu mir. „Mitte, unten, Mitte – diese Knöpfe drücken und die Uhr beginnt, Ihre OwnZone zu ermitteln“. Aha, ich verstehe nur Bahnhof.

Dann kommt langsam Licht in mein Dunkel: Die OwnZone entspricht dem Trainingsbereich der körperlichen Grundlagenausdauer. Sie unterteilt sich in fünf Zonen. Wir sollen überwiegend in den Zonen 1 und 2 trainieren, dem aeroben Bereich. Das stärkt die Grundlagenausdauer und aktiviert die Fettverbrennung. Die jeweiligen Wochenergebnisse sind in dem dafür vorgesehenen Formblatt zu dokumentieren. Dieses ist am Ende der Reha einzureichen und wird archiviert. Das kommt meiner Liebe für Bürokratie und Kontrolle sehr entgegen, seuffzzz.

Erste Begegnung mit der OwnZone

Doch jetzt wird nicht gemeckert. Schließlich wollte ich in diese Reha-Klinik, hier auf der Schwäbischen Alb. Erst jetzt merke ich, dass sich für mich als Flachland-Hessin die hiesigen Hügel anfühlen wie Berge, genau genommen wie Riesenberge.

Egal. Jetzt wird das Fahrrad aus der Garage geholt, der Pulsgurt umgelegt und die OwnZone ermittelt. Für diese Woche gibt meine Uhr als Trainingsziel 14 Minuten in Zone 3, 2 Stunden 15 Minuten in Zone 2 und 37 Minuten in Zone 1 vor. Das wird jawohl hinzukriegen sein. „Wenn Sie zu lange in der Zone 3 sind, gibt Ihnen die Uhr am Ende der Woche den Pokal nicht!“ habe ich noch die Stimme der Physiotherapeutin im Ohr. Eine Uhr, die mir einen Pokal vorenthalten kann – es wird immer besser.

Die OwnZone, das Fahrrad, die Schwäbische Alb und ich

Entschlossen quäle ich mich den ersten Anstieg hoch. Völlig außer Atem, leicht schwindlig, aber doch irgendwie stolz schaue ich auf die Uhr. Und was sehe ich? Seit 11 Minuten bin ich in Zone 3. Wie gut, dass jetzt eine Abfahrt kommt. Zwei Minuten später bin ich in Zone 0. Die ist für diese Woche überhaupt nicht vorgesehen.

Was soll ich sagen: 53 Minuten und 421 Kalorien später haben sich meine Hoffnungen auf den Pokal für diese Woche zerschlagen. 22 Minuten in Zone 3 und damit an einem Tag um 57% über dem Wochen-Soll. Irgendwie habe ich den Eindruck, ich kann die Uhr lachen hören.

Die Suche nach der eigenen Glückszone als Privileg

Während ich das Fahrrad wieder in die Garage schob, kamen mir die Worte einer Mitstreiterin aus der hiesigen Nordic-Walking-Gruppe in den Sinn: „Da laufen wir den ganzen Tag durch den Wald auf der Suche nach der OwnZone, aber was ist eigentlich mit unserer eigenen Zone? “ „Gute Frage“, hatte ich gleich gedacht, „woran erkennen wir unsere Glückszone?“

Ich überlegte auf dem Weg zur Dusche, was eigentlich meine Glückszone in Bezug auf sportliche Aktivität ist. Und wieso ich nicht bemerkt hatte, dass ich meinen Körper überfordert hatte, sondern im Gegenteil noch stolz darauf gewesen war. Mir kam ein vermeintlich lang überwundener Glaubenssatz in den Sinn: „Streng dich an“.

Den habe ich von meinem Vater übernommen und der hat ihn wiederum von seiner Mutter. Die Kriegs- und Nachkriegszeiten waren hart. Das Haus musste geheizt und die Kinder ernährt werden. Ohne Anstrengung ging da gar nichts.

Meine Großeltern hatten weder Zeit noch Geld, sich Gedanken über ihre OwnZone – und schon gar nicht über die Glückszone – zu machen. Ihr Leben war geprägt von Arbeit und irgendwann von Trauer, Wut und Verbitterung.

Was für ein Privileg ist es doch, in einem Land zu leben, in dem Frieden herrscht und die materiellen Umstände es erlauben, sich drei Wochen in der Reha mit der eigenen Glückszone zu beschäftigen. Tiefe Dankbarkeit erfüllte mich, als ich langsam zum Abendessen ging.

Eine lange Tradition des Lebens-außerhalb-der-Glückszone

Nachdenklich die letzte Tasse Tee des Tages trinkend, verstand ich, wieso es so schwierig für viele von uns ist, unsere eigene Glückszone zu finden. Unsere Eltern und Großeltern konnten es uns nicht beibringen; vielmehr haben sie es uns – oft mit besten Absichten – abtrainiert.

Ich erinnere mich an die Stimme meines Vaters, der, als ich mit strahlendem Gesicht angesichts der mit „1-“ benoteten ersten Mathearbeit meines Lebens nach Hause kam, fragte: „Und wo kommt das Minus her?“ Sicherlich wollte er mich anspornen, gute Leistungen zu bringen, die mir ein gutes Leben ermöglichen sollten. Doch im Ergebnis verlernte ich, meine Glückszone zu finden und meine Grenzen zu spüren. Als mindestens dritte Generation in Folge.

Wie erkennt man die eigene Glückszone

Die laue Abendluft genießend, landete ich bei meiner Google-Recherche nach der Glückszone mal wieder beim Glücksforscher Mikaly Csikszentmihalyi. Er definiert die Glückszone als den Bereich, in dem wir im Flow sind. Damit meint er das als das beglückend erlebte Gefühl des restlosen Aufgehens in eine Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht

Folgende Voraussetzungen müssen in seinen Augen dafür erfüllt sein:

  • Wir fühlen uns den selbst gestellten Anforderungen gewachsen, d. h., die Schwierigkeit der Aufgabe und Lösungskompetenz befinden sich im Gleichgewicht.
  • Wir konzentrieren unsere Aufmerksamkeit auf ein begrenztes, überschaubares Handlungsfeld.
  • Auf die Aktivitäten erfolgen klare Rückmeldungen, sodass der Handlungserfolg sofort sichtbar wird.
  • Handeln und Bewusstsein verschmelzen miteinander; eine Außenwelt existiert in dem Moment nicht.
  • Wir gehen voll in unserer Tätigkeit auf – und überhören z. B. das Rufen des Partners.
  • Das Zeitgefühl verändert sich; wir leben in diesen Momenten ganz im Hier und Jetzt.
  • Die Tätigkeit belohnt sich selbst; es ist keine Belohnung von außen erforderlich.

Insgesamt stellt sich ein Gefühl der Weltvergessenheit ein, wenn wir in unserer eigenen Zone sind. Wir sind dann ganz bei uns im Hier und Jetzt.

Was uns aus unserer eigenen Zone vertreibt

Als ich mit meinen Überlegungen soweit war, begriff ich, was uns aus unserer eigenen Zone vertreibt – nämlich alles, was die Entstehung von Flow verhindert:

  • Wir fühlen uns den selbst gestellten Anforderungen nicht gewachsen.
  • Wir fühlen uns Anforderungen verpflichtet, die wir uns gar nicht selbst gestellt haben.
  • Es fehlen klare Rückmeldungen über den Erfolg unserer Handlungen.
  • Die Tätigkeit belohnt sich nicht selbst; wir erwarten eine Belohnung von außen.

Meist Kombination aus biografischen und systemischen Einflüssen

Wenn man nach den Gründen sucht, wieso jemand Ansprüche an sich stellt, die er nicht erfüllen kann, findet man wie bei mir auch häufig eine Kombination aus biografischen und systemischen Einflüssen. Bevor wir uns selbst überfordern, sind wir als Kinder überfordert worden – und zwar häufig von Menschen, die ihrerseits Überforderung erlebt haben.

Oder wir meinen, den Erwartungen anderer genügen zu müssen, um geliebt zu werden. Auf so eine Idee kommen nur Menschen, die als Kinder mit Liebesentzug bestraft wurden, wenn sie den Vorstellungen ihrer Bezugspersonen nicht entsprachen. Und diejenigen, die das Kind so behandelten, haben in ihrer Kindheit regelmäßig selbst Liebensentzug erlebt. Und dann verlässt man als Erwachsener die eigene Zone mit wehenden Fahnen, verliert sich selbst, für das kleinste Bröckchen vermeintlicher Zuneigung.

Rückkehr in die eigene Zone – folge deinem Herzen

Wenn wir uns dazu entschlossen haben, zukünftig mehr und mehr Zeit in der eigenen Zone zu verbringen, dann gibt es nach meiner Erfahrung nur einen Weg: Folge deinem Herzen.

Und das geht so: Denke an irgendetwas, was du tun oder lassen könntest. Und achte dabei darauf, wie dein Herz reagiert:

  • Dehnt es sich aus und wird größer, dann sagt es „Ja“. Diese Tätigkeit wird dich deiner eigenen Zone näherbringen. Dann tu es.
  • Zieht dein Herz sich dagegen zusammen und wird klein und fest, dann sagt es „Nein“. Dann lass es; die Tätigkeit würde dich nur weiter von deiner eigenen Zone entfernen.

Mit ein wenig Übung wird es dir immer leichter fallen, die Stimme deines Herzens zu hören. Ein sehr schönes Gefühl.

Hindernisse überwinden

Manchmal merken wir, dass unser Herz „Ja“ sagt, aber irgendetwas uns trotzdem zurückhält. Diese Hindernisse lassen sich zielorientiert überwinden. Und so wie ich sonst meine Klienten dabei begleite, fing ich jetzt gleich mit mir selbst an:

  1. Der alte Glaubenssatz „Streng dich an – über alle Grenzen hinaus“ wanderte auch für den Bereich der sportlichen Betätigung in das Museum der Glaubenssätze.
  2. Ich spürte alle Persönlichkeitsanteile in mir auf, die noch nicht gemerkt hatten, dass „Streng dich an“ der Vergangenheit angehört, machte ihnen dies klar und beamte sie ins Hier und Jetzt.
  3. Auch die diesbezüglichen systemischen Verstrickungen haben den Nachmittag auf der Schwäbischen Alb nicht überdauert. Ich muss mich aus Loyalität zu meinen Groß- und Ur-Großeltern nicht mehr sinnlos abrackern. Davon hätte niemand etwas.

Als ich soweit war, ging die Sonne schon hinter den Hügeln unter. Für heute war es genug.

Der Weg in die eigene Zone

Am nächsten Morgen entschied ich nach Rücksprache mit meinem Herzen, dass mein Fitnesslevel und die Schwäbischen Berge noch nicht zusammenpassen. So führte mich mein Weg in den Raum mit den Ergometern. Eine dreiviertel Stunde bei 55 Watt und 70 Umdrehungen/Minute später gab es Erfolge zu vermelden: Mein Herzschlag war fast durchgängig da, wo meine OwnZone ihn haben will. Yeah.

Und das Training hatte mir als erstes seit langem wirklich Freude bereitet. „Herzlich willkommen in der Glückszone“, dachte ich lächelnd.

Langsam werden sogar die Uhr und ich Freunde. Auch wenn sie mir heute morgen – wie erwartet – keinen Pokal verlieh, so meinte sie doch: „Gute Woche. Mach weiter so.“ Wie Recht so eine Uhr doch haben kann …

Wer ebenfalls lernen möchte, mit seinen eigenen Persönlichkeitsanteilen zu arbeiten, ist herzlich eingeladen, bei unserer Ausbildung zum NLP-Practitioner dabei zu sein. Die nächste startet am 23. November 2018. 

Und wer für sich die Faszination Aufstellungsarbeit entdeckt hat und zukünftig auch Hindernisse mittels Aufstellungen bei sich und anderen aus dem Weg räumen möchte, für den ist unsere Ausbildung zum System Coach genau das richtige. Die nächste beginnt am 26. April 2019.

Presse: WildWechsel bietet neue Persönlichkeits-Podcasts

WildCasts, die neuen Persönlichkeits-Podcasts – ab sofort online und als Download verfügbar

Die eigene Persönlichkeit besser kennenlernen und weiterentwickeln wird immer wichtiger für die Karriere und das eigene Wohlbefinden. Persönlichkeitsentwicklung wird nicht nur in Chefetagen großgeschrieben, sondern findet auch mehr und mehr in der mittleren Führungsebene und in Teams neue Anhänger. Diese steigende Nachfrage kennt auch Dr. Susanne Lapp – Gründerin und Inhaberin von WildWechsel, Institut für Persönlichkeitsentwicklung – und bietet ganz neu mit ‚WildCasts‘ eine Podcast-Reihe zur Persönlichkeitsentwicklung.

Unter Podcasts finden Interessenten ab sofort die neuen Persönlichkeits-Podcasts von WildWechsel. Dr. Susanne Lapp und Klaus Grochowiak werden hier regelmäßig über Wege zur eigenen Persönlichkeit, NLP und systemisches Arbeiten informieren.

Die ‚WildCasts‘ stehen auch zum Download bereit, sodass sie bequem auch unterwegs abgespielt werden können.

Die erste Folge der neuen Persönlichkeits-Podcasts geht der Frage nach: „NLP – na und?“ und beschäftigt sich mit häufigen Vorurteilen, denen sich Absolventen von NLP-Ausbildungen gegenübersehen. Wer sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt oder sich für dieses Thema interessiert, sollte die neue Podcast-Reihe von WildWechsel unbedingt anhören. „Ich bin sehr gespannt auf den Austausch, den wir mit den neuen WildCasts anregen möchten“, formuliert Klaus Grochowiak.

„Wir freuen uns über fleißiges Hören und konstruktives Feedback“, schließt Susanne Lapp.

Vom Nebel zur Klarheit im Kopf

von Dr. Susanne Lapp

 

Früher erlebte ich es regelmäßig. Wenn ich versuchte, ein Gespräch mit einem Vorgesetzten vorzubereiten, zogen gefühlt ganze Nebelbänke durch mein Hirn. Von einem Moment auf den anderen war kein klarer Gedanken mehr zu fassen.

Normalerweise habe ich mit Denken wenig Probleme – zumindest, wenn ein mit Auszeichnung bestandenes Abitur und Studium irgendein Indikator für diesbezüglichen Erfolg sind. Doch wo kam immer wieder dieser Nebel her? Lange hatte ich auf diese Frage keine Antwort. Und natürlich erst recht nicht auf die noch viel drängendere Frage, wie ich diese Nebelschwaden wieder los werde.

Systemischer Nebel als Ausdruck von Denkverboten

Dann begann ich als Coach zu arbeiten und beobachtete, dass auch viele meiner Klienten von ähnlichen „Nebel-Erfahrungen“ berichteten. Manche berichten auch von einer Leere im Hirn oder dem sprichwörtlichen Brett vor dem Kopf.

Und ich erkannte, in welchen Momenten diese Phänome – kurz: dieser Nebel – in den Hirnen auftauchen, nämlich immer dann, wenn irgendeine (Kindheits-)Erfahrung nicht bewusstseinsfähig ist. Seitdem nennen ich dieses Phänom den „systemischen Nebel“. Er ist regelmäßig ein Ausdruck von Denkverboten aus unserem Herkunftssystem.

Wie kann man sich das vorstellen? Ein Beispiel: Ein Junge hat ein echtes Talent für Mathematik. Gleichzeitig hat er einen Vater, der sich mit Zahlen sehr schwertut und es beruflich nicht weit gebracht hat. Deswegen kann der Vater sich nun nicht über die Begabung seines Kindes freuen. Vielmehr reagiert er jedes Mal gereizt, wenn das Talent aufscheint – und sei es nur, um einen günstigeren Preis von Joghurt im Supermarkt auszurechnen.

Das Kind merkt dies – zumindest unbewusst – schnell. Um die Beziehung zum Vater nicht zu belasten, gewöhnt er sich in der Folge ab, von seiner mathematischen Begabung Gebrauch zu machen. Sein Unbewusstes unterstützt ihn in diesem Ziel, indem es in den entsprechenden Situationen den systemischen Nebel aufziehen lässt. Schon kann das Kind keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Vater ist zufrieden, dass die Zahlenlehre dem Filius nun genauso schwerfällt wie ihm selbst. Der systemische Nebel hat seine Schuldigkeit getan.

Dreißig Jahre später wird aus dem Kind vielleicht ein erfolgreicher Projektleiter geworden sein. Lediglich der Zahlenapparat wird ihm Schwierigkeiten bereiten. Und er wird ins Coaching kommen, weil er sich über den komischen Nebel wundern wird, der in seinem Hirn zuverlässig dann aufzieht, wenn er Zahlen aufbereiten soll.

Also wenn das Unbewusste schon bei eher harmlosen Auslösern wie dem eben Geschilderten mit Vernebelung reagiert, dann ist es offensichtlich, dass es das erst recht bei dem Erleben von Gewalt, Verlust von wichtigen Bezugspersonen oder Missbrauch tut. So schützt das Unbewusste vor Erinnerungen, die aus der Sicht des Kindes als unerträglich erlebt wurden.

Doch auch wenn der systemische Nebel zunächst eine sinnvolle Erste-Hilfe-Maßnahme der Psyche ist, erweisen sich die damit verbunden Denkblockaden als einschränkend. Dann wird es Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.

Wege zur Klarheit

Wie bringt man nun diesen den systemischen Nebel – und mit ihm die Denkblockaden – zum Verschwinden? Zum Glück haben sowohl das NLP wie auch die Aufstellungsarbeit dafür eine ganze Reihe von Instrumenten parat, die sich entweder gut erlernen lassen oder zumindest im Rahmen eines Coachings zum Erfolg führen:

  • Arbeit mit Submodalitäten. Letztlich handelt es sich bei dem Nebel um ein selbsterzeugtes inneres Bild. Dieses lässt sich häufig verschieben, verkleinern oder heller machen. Manchmal kann man sich auch vorstellen, dass man eine Windmaschine anstellt, die den Nebel wegpustet und so die dahinterliegenden Bilder und Erinnerungen freigibt.
  • Arbeit mit inneren Anteilen. Selbstverständlich kann man den systemischen Nebel auch einfach als einen Persönlichkeitsanteil begreifen. Schließlich ist er ja genau das, ein Teil von uns. So kann man seine gute Absicht erkunden und gegebenenfalls mit ihm über bessere Wege verhandeln, wie er sein Ziel erreichen kann, als ausgerechnet über eine Denkblockade.
  • Systemischer Re-Imprint.Im Rahmen eines systemischen Re-Imprints wird mit dem kindlichen Anteil und den damals relevanten Bezugspersonen gearbeitet. Man kann diese solange mit Ressourcen versorgen, bis keine im wahrsten Sinne des Wortes „undenkbare“ Situation mehr für das Kind entsteht.
  • Insbesondere, wenn sich der systemische Nebel hartnäckig hält und die damit verbundenen Denkblockaden sehr belasten, empfiehlt sich eine Familienaufstellung. Manchmal haben sich die „undenkbaren“ Ereignisse nämlich nicht in der eigenen Biografie ereignet, sondern liegen einige Generationen zurück. So hat vielleicht der Großvater im Krieg Unerträgliches erlebt, über das er nie wieder nachdenken wollte. Und diese Denkblockade ist dann bei dem Enkel gelandet, dem sie heute das berufliche Fortkommen erschwert.

Fazit: Klarheit ist machbar

Kein Nebel, keine Denkblockade kann sich dauerhaft gegen unseren Willen in unserem Kopf halten. Dies weiß ich nicht nur aus der Arbeit mit vielen Ausbildungsteilnehmern und Klienten, sondern auch aus eigener Erfahrung.

Für mich selbst gehört der Nebel schon seit vielen Jahren der Vergangenheit an und ich genieße die gewonnene Klarheit auch bei schwierigen strategischen Fragestellungen. Der Weg dorthin hat sich für mich auf alle Fälle gelohnt.

Systemische Heldenreise als Intensiv-Retreat auf Mallorca vom 23.3. – 29.3.2019

Frankfurt. Nach dem großen Erfolg des 7-tägigen Intensiv-Retreats auf Mallorca in diesem Jahr bietet WildWechsel – Institut für Persönlichkeitsentwicklung – in 2019 erneut seine ‚Systemische Heldenreise‘ an. Sie wird vom 23.3. – 29.3.2019 wieder auf der malerischen Finca Rafael del Podente stattfinden. Frühbucher bis 31.12.2018 sichern sich einen ermäßigten Preis von nur 650,00 Euro.

WildWechsel – Institut für Persönlichkeitsentwicklung – hat mit der Systemischen Heldenreise ein Angebot entwickelt, zu dem jeder willkommen ist, der einen wichtigen weiteren Schritt in seinem Leben gehen möchte.

„Unsere diesjährige Heldenreise war ein solcher Erfolg, dass wir für 2019 einen neuen Termin festgelegt haben“, erklärt Dr. Susanne Lapp, Inhaberin des Instituts. Begeisterte Teilnehmer berichten von entscheidenden Schritten in der eigenen Entwicklung, mehr Klarheit für die nächsten Schritte sowie mehr Kraft, innere Freiheit und Lebensfreude.

Dieses Intensiv-Retreat eignet sich für jeden, der seine persönliche Vision weiterentwickeln will, kreativer und intuitiver leben möchte, innere Blockaden lösen und Selbstsabotage überwinden will. Oder wer eine tiefe Sehnsucht verspürt, etwas in seinem Leben ändern zu müssen. Ideal ist der Retreat außerdem für alle, die mehr persönliche Freiheit, Freude und Erfüllung in ihrer Beziehung zu sich selbst und zu anderen entwickeln möchten.

„Wir heißen alle willkommen, die sich eine Woche lang intensiv mit sich selbst beschäftigen und den zauberhaften Frühling auf der beliebten Mittelmeerinsel Mallorca genießen wollen“, schließt Dr. Susanne Lapp.

Ausführliche Informationen zur Systemischen Heldenreise finden Sie unter: https://www.wildwechsel.biz/heldenreise/

NLP und Spiritualität

Neulich las ich in einem Zeitungsartikel, dass spirituelle Menschen länger und gesünder leben. Als dann noch einer meiner Teilnehmer zu mir sagte: „Susanne, für mich bist du ein spirituelles Vorbild“ habe ich mich gefragt:

  • Was meinen wir eigentlich mit Spiritualität?
  • Wofür ist sie gut?
  • Und wie können wir NLP für eine spirituelle Praxis nutzen?

Was meinen wir mit »Spiritualität«?

Im Wortsinn leitet sich Spiritualität vom Lateinischen »Spiritus« ab, was ursprünglich »Luft«, »Atem« und »Atmen« bedeutet und später zu »Seele«, »Geist« und »Sinn« erweitert wurde. Welche Sinnerfahrung meinen wir damit? In der Literatur habe ich drei Antworten gefunden, die mich überzeugt haben:

  1. Spiritualität als horizontale Verbundenheit. Viele verstehen unter Spiritualität die tiefe Verbundenheit mit der Natur und der Tierwelt. So hat mir zum Beispiel ein Teilnehmer meiner Ausbildungen erzählt, dass er im Skiurlaub auf dem Gipfel eines Bergs stehend, eine tiefe Verbundenheit mit der Natur verspürt habe. Ähnliches berichtete neulich ein Freund, der aus dem Sommerurlaub wiederkam und unter dem südlichen Sternenhimmel einen solchen Moment des tiefen Einsseins mit der Natur und all ihren Kreaturen erfahren hat. Andere erleben Spiritualität als ein tiefes Miteinander: Manche schildern sie als intime Momente in ihren Partnerschaften, andere als Erlebnisse während des gemeinsamen Essens im Familienkreis.
  2. Spiritualität als vertikale Verbundenheit. Wird Spiritualität als Verbundenheit mit einem höheren geistigen Wesen, einem Gott oder mehreren Göttern oder Engeln erlebt, sprechen die Forscher von vertikaler Verbundenheit. So erzählen mir immer wieder Menschen, dass sie davon überzeugt sind, dass sie einen Schutzengel oder auch mehrere Schutzengel haben, die sie in wichtigen, schwierigen Situationen begleiten und unterstützen.
  3. Der Begriff wird verwendet, um Erfahrungen der Selbsttranszendenz zu beschreiben. So höre ich immer wieder von Beispielen, dass Menschen den Tod geliebter Menschen bereits Tage vorher vorausgesehen haben und den genauen Todeszeitpunkt gespürt haben. Manche beschreiben den Zugang zu Wissen, das sie eigentlich nicht haben können.

Insgesamt kann man die Vorstellung von Spiritualität wie folgt darstellen:

In diesem Sinne bin ich sicherlich ein spiritueller Mensch. Es gibt immer wieder Momente, in denen ich eine tiefe Verbundenheit mit den Menschen um mich herum und der Natur erlebe und von der Existenz einer höheren Kraft bin ich ebenfalls überzeugt.

Wozu ist Spiritualität hilfreich?

Wenn spirituelle Menschen länger und gesünder leben, wollte ich wissen, worauf sich diese Aussagen beziehen. Das sagt die Literatur:

  1. Gesundheit: Menschen, die eine starke spirituelle Verankerung spüren, haben im Durchschnitt einen gesünderen Lebenswandel als andere.
  2. Umgang mit Krankheit: Menschen mit starker Spiritualität können selbst schwere gesundheitliche Krisen, wie zum Beispiel einen Herzinfarkt oder eine Karzinom-Erkrankung, schneller überwinden.
  3. Psychische Gesundheit: Darüber hinaus finden sich zahlreiche Hinweise, dass Spiritualität Depressionen und Ängste lindert, Stress reduziert und insgesamt das Erleben von Glück und Zufriedenheit erhöht.

Okay, das würde ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Je intensiver ich in den vergangenen Jahren Verbindungen erlebt und zugelassen habe und je öfter ich Momente der Selbsttranszendenz gespürt habe, umso besser ging es mir und umso besser konnte ich Krisen handhaben.

Wie kann NLP unterstützen, die eigene Spiritualität zu leben?

So war es für mich naheliegend zu überlegen, wie ich NLP für meine spirituelle Praxis einsetzen könne. Sicherlich muss jeder seinen eigenen Weg zu seiner eigenen Spiritualität finden. Hier mal ein Vorschlag von mir zum Ausprobieren für alle mit NLP-Kenntnissen:

  1. Finde eine Referenzsituation für spirituelle Verbundenheit: Wann hast du dich schon einmal intensiv verbunden gefühlt mit der Natur und dem Kosmos? Oder wann hast du dich besonders intensiv verbunden gefühlt mit den Menschen, die du liebst? Finde eine solche Referenzsituation und rufe sie dir ganz intensiv in Erinnerung.
  2. Elizitiere die Submodalitäten: Im nächsten Schritt frage dich, mit welchen Submodalitäten diese Referenzerfahrungen in dir abgespeichert sind.
  • Wie fühlt sich dein Körper in diesem Augenblick an?
  • Wo spürst du das Gefühl von Verbundenheit besonders?
  • Erlebst du ein Weitegefühl in der Brust oder vielleicht eine Leichtigkeit auf den Schultern, eine Wärme im Bauch? Spüre intensiv in dich hinein und finde heraus, wo in deinem Körper du dieses Gefühl der Verbundenheit besonders intensiv erlebst.
  • Welche inneren Stimmen gibt es dazu, welchen inneren Dialog? Lausche auf den inneren Dialog in diesem Moment der Verbundenheit.
  • Mit welchen inneren Bildern sind diese Erfahrungen der Verbundenheit mit dem Kosmos, mit anderen Menschen, mit einem höheren Wesen verbunden? Schaue dir deine Bilder an, betrachte ihre Submodalitäten. Also wo vor deinem inneren Auge siehst du diese Bilder, wie groß sind diese Bilder, welche Farbigkeit haben diese Bilder?
  1. Ankere das Gefühl der Verbundenheit. Wenn du die Submodalitäten herausgearbeitet hast, intensiviere sie, sodass du dieses Gefühl der tiefen Verbundenheit noch intensiver, noch angenehmer spürst.

Und dann, wenn das Gefühl richtig intensiv ist, mach es dir mittels Ressourcen-Anker quasi auf Knopfdruck zugänglich.

  1. Finde und bearbeite einschränkende Glaubenssätze. Vielleicht stellst du fest, dass es dir gelegentlich nicht leichtfällt, Gefühle von Verbundenheit zu erleben, zuzulassen. Dann kann es hilfreich sein, deine eigenen Glaubenssätze zu untersuchen. Vielleicht findest du einschränkende Überzeugungen wie „Ich gehöre nicht dazu“ oder „Ich habe es nicht verdient, dazuzugehören“. Diese lassen sich dann mit bewährten Techniken, wie dem Diamanten oder Überzeugungsbrücken entmachten.

Häufig steht dann dem intensiven Genuss tiefer Verbundenheit und einer neu entdeckten Spiritualität nichts mehr im Wege.

Und nun viel Spaß mit deiner ganz eigenen Spiritualität!

Die Zaubersprüche des Kindes werden die Glaubenssätze des Erwachsenen

Im letzten Blog hatte ich darüber geschrieben, woher die unglaubliche Macht unserer Glaubenssätze rührt. Ganz einfach: Sie helfen uns, unangenehme, gar unerträgliche Gefühle zu vermeiden. Wer zum Beispiel den Glaubenssatz hat »Ich muss perfekt sein« wird eine unangenehme Unsicherheit spüren, wenn er einmal suboptimale Ergebnisse abliefert und sich sowohl viel wohler fühlen, sobald alles »perfekt« ist. Doch wie schafft es ein einfacher Satz wie »Ich muss perfekt sein«, unsere Angst, Scham oder Schuldgefühle einfach »wegzuzaubern«? Wir finden die Antwort, wenn wir uns klarmachen, wann die meisten Glaubenssätze entstehen: In unserer Kindheit, in jener magischen Phase zwischen drei und sechs.

»Ich muss perfekt sein« als kindlicher Versuch, Aufmerksamkeit zu erlangen

Betrachten wir das fiktive Beispiel einer erfolgreichen Geschäftsfrau: Ihre Mutter hatte ihr erstes Kind im Säuglingsalter verloren. Ein Jahr später kommt ihr zweites Kind, ein Mädchen, auf die Welt. Die Mutter hat jedoch den Verlust des Erstgeborenen noch nicht überwunden, ist in ihrer Trauer gefangen und nimmt das Neugeborene kaum wahr. Das Kleinkind jedoch spürt die Trauer und sucht nach dem Grund, wieso sich die Mutter in Gedanken so viel mit dem toten Geschwisterkind beschäftigt. Es überlegt: „Das andere Kind muss einfach gut gewesen sein.“ Daraus zieht es den Schluss: „Ich muss perfekt sein, wenn ich Aufmerksamkeit will.“ Diese Überlegung fungiert für das Mädchen wie ein Zauberspruch. Er verschafft dem Kind die Illusion, etwas für die ersehnte Liebe der Mutter tun zu können. Es gewinnt den Eindruck, Kontrolle zu haben. Seine Angst, Mutti könnte es nicht liebhaben, schwindet.

Bis das Kind in die Schule kommt, wird es so viele ähnliche Situationen mit seiner Mutter erlebt haben, dass das Programm »Ich muss perfekt sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen« auf Autopilot läuft. Und so wird dieser Glaubenssatz in der Heranwachsenden überleben, auch wenn ihre magische Phase lange vorbei ist.

Welche Zaubersprüche, welche Glaubensätze habt Ihr?

Und welche Gefühle sollen sie für Euch »wegzaubern«? Wann funktioniert das Wegzaubern gut – und wann nicht? Je besser Ihr Euch selber kennt, umso leichter gelingt es Euch, aus der kindlichen Welt der vermeintlich magischen Glaubenssätze auszusteigen.

Im nächsten Blog werde ich mich damit beschäftigen, wieso Glaubenssätze auf Dauer nie funktionieren.

Hokuspokus Fidibus – alles muss perfekt sein. Oder: Was haben Glaubenssätze mit Zaubersprüchen zu tun?

Neulich saß ich im Straßencafé und beobachtete ein kleines Mädchen, das mit einem Teddy im Arm die Straße hinunterlief. Mit fester Stimme erklärte es dem Plüschtier: „Ich trete nur auf jede zweite Platte. Dann passiert uns nichts.“ Ich erinnerte mich an die Zeit in meiner eigenen Kindheit, als ich ebenfalls noch die Vorstellung hatte, durch Rituale wie dreimaliges Drehen um die eigene Achse das Wetter oder die Geschenke des Weihnachtsmannes beeinflussen zu können.

Die magische Phase der Kindheit

Alle Kinder durchlaufen diese sogenannte magische Phase. Sie beginnt im Verlauf des dritten Lebensjahres und beeinflusst das kindliche Denken und Handeln bis zum sechsten Lebensjahr. Die Kinder sind noch so klein, dass sie vieles nicht verstehen. Das verunsichert den Nachwuchs zutiefst. Durch Rituale und Zaubersprüche versuchen sie, die Dinge in ihrem Sinne zu beeinflussen. So erleben die Dreikäsehochs ein Gefühl der vermeintlichen Kontrolle über ihre Lebensumstände. Dies dämpft ihre Angst und vermittelt Sicherheit.

Glaubenssätze haben Macht

Während ich dem Mädchen mit dem Teddy hinterher sah, verstand ich, was diese magische Phase der ersten Lebensjahre mit unseren Glaubenssätzen zu tun hat. Mit dem Begriff »Glaubenssätze« bezeichnen wir verallgemeinerte Überzeugungen über uns und die Welt. Schon oft hatte ich bei mir und anderen beobachtet, welche enorme Macht unsere Glaubenssätze über uns haben. So lautete lange Zeit einer meiner Sätze: „Ich muss immer stark sein.“ In schwierigen Situationen kam ich entsprechend gar nicht auf die Idee, mich anderen anzuvertrauen oder gar Unterstützung zu suchen. Kein Wunder, dass ich oft viel zu viel Energie investierte. Erst im Rahmen meiner eigenen NLP-Ausbildung nahm ich diesem Satz seine Kraft.

Glaubenssätze zaubern Gefühle weg – zumindest vermeintlich

Oft habe ich mich gefragt: „Woher rührt die unglaubliche Macht dieser Sätze?“ Ich bin der Antwort auf die Spur gekommen, indem ich mich selbst und meine Coaching-Klienten regelmäßig auffordere: „Stell dir vor, du verstößt gegen diesen Glaubenssatz. Was passiert dann in dir?“ Als Antwort wird fast immer ein unangenehmes, gar unerträgliches Gefühl beschrieben: „Ich merke, dass eine große Angst in mir hochsteigt.“ Oder: „Ich werde plötzlich sehr traurig.“ Die nächste Frage, die ich dann stelle: „Und was passiert, wenn du dich in deiner Vorstellung wieder penibel an den Glaubenssatz hältst?“ In aller Regel verschwinden Angst, Trauer, Wut oder Schuldgefühl. Sie werden einfach »weggezaubert«. Genauso, wie wir es uns als Kinder in unserer magischen Phase von unseren Zaubersprüchen erhofft haben. Und genau darin liegt ihre Kraft: Glaubenssätze schützen uns vor unangenehmen, gar unerträglichen Gefühlen – zumindest vermeintlich und zumindest eine Zeitlang.

Im nächsten Blog werde ich mich damit beschäftigen, wie Glaubenssätze entstehen und wie sie ihre einschränkende Wirkung entfalten.

Die dunkelgrüne Plastikpalme

Wütend zog Sabine ihre Züge in diesem kleinen, stark nach Chlor riechenden Hotelpool. In der einen Ecke des Raumes fristete eine verstaubte dunkelgrüne Plastikpalme ihr klägliches Dasein. „Die glauben doch wohl nicht, dass so ein künstliches Irgendwas die Atmosphäre verbessert“, schnaubte sie innerlich und zuckte unwillkürlich zusammen. Da war es wieder, das Wort, vor dem sie versuchte, davon zu schwimmen. »Künstlich« – es schien sie in letzter Zeit zu verfolgen.

Vor zwei Wochen hatte ihr Lebensgefährte es ihr in einem Streit an den Kopf geworfen: „Deine künstliche Aufregung geht mir so langsam richtig auf den Geist. Du nervst.“ Dann war es ihr im Feedbackgespräch mit ihrer Chefin wieder begegnet. „Ihre Präsentationen wirken oft so künstlich. Ich kann Ihnen das gar nicht so genau erklären. Auch nicht, wieso dann oft so viele im Team genervt sind oder gelangweilt sind.“ „Super, vielen Dank für dieses Feedback“, hatte sie innerlich gedacht, während sie ihre gesammelte Kraft brauchte, um die Tränen zurückzuhalten.

Heulen kam nun wirklich nicht infrage. Das hatte sie schon früh gelernt. Immer wenn ihr Vater mal wieder ihren älteren Bruder bevorzugte und sie gemein behandelte, hatte sie anfangs ihren Schmerz und ihren Ärger darüber deutlich gezeigt. Das hatte die Dinge nur schlimmer gemacht. Später war sie dann wortlos in ihr Zimmer gerannt und hatte sich erst dort die Tränen erlaubt.

Entgegengesetzte Körpersignale irritieren die Zuhörer

„Ich wollte Ihnen ein Coaching anbieten, damit Ihre Vorträge authentischer werden“, drang wie durch Watte die Stimme ihrer Chefin an ihr Ohr, „wir arbeiten mit einem Pool sehr guter Coaches zusammen. Ich hatte an einen NLP-Coach gedacht.“ Da Sabine kein guter Grund einfiel, das Angebot abzulehnen, sagte sie zu.

Und so hatte sie sich dann am Institut ihres Coaches wiedergefunden. Diese hatte ihr vorgeschlagen, einen ihrer Vorträge auf Video aufzunehmen und dann weiterzusehen. Als Sabine sich dann die Aufnahme ansah, verstand sie das Feedback der anderen. Sie war von sich selbst genervt. Da war dieser ständig aggressive Unterton in ihrer Stimme. Gleichzeitig machte sie sich klein – sie zog die Schultern ein, legte den Kopf schief und blickte auf den Boden anstatt ins Publikum. Verdammt, was war das?

Sekundärgefühle langweilen und nerven

Gerade wollte sich Niedergeschlagenheit in ihr breit machen, als die Stimme ihres Coaches an ihr Ohr drang: „Wissen Sie eigentlich, was Sekundärgefühle sind?“ Nein, dieser Begriff war ihr noch nicht untergekommen. Frau Stein, ihr Coach, erklärte: „Die meisten von uns lernen in der Herkunftsfamilie, dass manche Gefühle dort in Ordnung sind, andere dagegen vermeintlich nicht. So wird Frauen beispielsweise nach wie vor häufig antrainiert, dass es sich für sie nicht gehört, wütend zu sein. Wenn sich ein kleines Mädchen also über irgendwas ärgert und vielleicht seine Spielsachen durch die Luft wirft, bekommt es dafür nur noch mehr Ärger. Macht es sich dagegen klein und unsichtbar, lernt es, dass es damit besser durchkommt.“ Dies war in der Tat genau das Schema, das sie aus ihrer Kindheit ziemlich genau kannte.

„Und was hat das damit zu tun, dass andere so oft von mir genervt sind?“, fragte sie Frau Stein. „Nun“, erläuterte diese, „nur weil man seine Wut nicht zeigen darf, ist diese ja nicht weg. Im Gegenteil. Sie zeigt sich dann an einer Stelle, die man nicht gut kontrollieren kann – zum Beispiel im Tonfall. Gleichzeitig versucht man den Erwartungen ehemaliger Bezugspersonen zu entsprechen – und macht sich zum Beispiel körpersprachlich klein. Dieses Vorschieben eines Gefühls vor ein anderes nennt man Sekundärgefühl. Das ist sozusagen ein zweites Gefühl, das vor ein erstes geschoben wird.“ „Aha“, meinte Sabine nur. Und während sie noch damit beschäftigt war, diese Informationen zu verarbeiten, fuhr Frau Stein fort: „Aus Sicht des Kindes von damals, das auf die Liebe seiner Eltern angewiesen ist, sehr nachvollziehbar. Wenn dieses Verhalten später auf Autopilot läuft, spürt das Umfeld, dass ein Anschein erzeugt werden soll, der so nicht stimmt. Deswegen reagiert es genervt.“

Endlich authentisch

Sabine war gleichzeitig erleichtert und besorgt. Erleichtert, weil sie nun verstand, wo die Reaktion ihres Umfelds herkam. Und besorgt, denn: Was nun? „Keine Sorge“, beruhigte sie Frau Stein, „da gibt es bewährte Wege, wie Sie diese alte Wut loslassen und sich gleichzeitig nicht mehr künstlich klein machen müssen. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gleich einen.“ Und wie Sabine wollte! Erschöpft, aber zufrieden verließ sie eine Stunde später das Institut ihres Coaches. Der nächste Termin war bereits fest vereinbart.

Als sie drei Monate später den nächsten Vortrag vor dem Steering Committee hielt, nahm sie sich als Talisman eine kleine grüne Plastikpalme mit – als Erinnerung daran, dass »künstlich nicht gut kommt«. Im anhaltenden Applaus, als ihre letzten Worte verklungen waren, bestand die schönste Belohnung für die Anstrengungen der rückliegenden Monate.

Das Buch

Die neue NLP-Kurzgeschichte beschreibt einen möglichen Weg zum NLP. Viel Spaß bei der Lektüre:

„Da hätte sie mir auch gleich ein Deo schenken können“, dachte er, „das wäre nicht weniger taktlos gewesen.“ Seine Halsader war gefährlich angeschwollen. Unwillkürlich trat er das Gaspedal seines neuen, mattschwarzen Cayennes weiter durch. Geschwindigkeitsbegrenzungen verstand er bestenfalls als Empfehlungen. Er ließ sich doch von so einem lächerlichen Schild nicht vorschreiben, wie schnell er zu fahren hatte. Frechheit.

Sein Blick fiel auf das Cover des Buches, das halbausgepackt auf dem braunen Leder des Beifahrersitzes lag: „Endlich richtig kommunizieren mit NLP“. Am liebsten hätte er dieses Geschenk seiner Kollegin aus dem Fenster gepfeffert. Oder heute Abend seiner Frau davon erzählt. Dumm nur, dass diese ihn vor sechs Wochen mit den Worten „Mit dir kann man einfach nicht reden“ verlassen hatte.

Die Tankleuchte sprang an und er fuhr an der nächsten Tankstelle raus. Wenige Minuten später fuhr er mit vollem Tank und zwei Flaschen Rotwein im Gepäck weiter. Zu Hause angekommen, machte er den Kamin an und wechselte in seinen Armani-Jogging-Anzug. Da er eh nichts Besseres vorhatte, würde er dieses blöde Buch lesen. Nur, um es bei nächster Gelegenheit seiner Kollegin um die Ohren hauen zu können.

Die Erkenntnis

Nachdem er sich ein Glas Rotwein eingeschenkt hatte, schlug er willkürlich die Seite 47 auf. Im zweiten Absatz las er: „Wir kommunizieren häufig mit Anderen so, wie mit uns als Kind kommuniziert wurde.“ Wie gut, dass er jetzt alleine war und niemand die Tränen sah, die er plötzlich in den Augen hatte. Er hatte wieder die ewigen Beleidigungen und Schreiereien seines Vaters im Ohr, die er sein Leben lang so gehasst hatte. Und so sollte er heute mit anderen kommunizieren? Er errötete im Schein des flackernden Kamins, als ihm langsam immer mehr Beispiele einfielen, wie er seine Sekretärin und Mitarbeiter, Freunde und Partnerinnen so runtergemacht hatte, wie er das früher so oft selbst erlebt hatte.

Okay, das ging gar nicht. So wollte er nicht mehr mit den Menschen, die ihm wichtig waren, kommunizieren. Allein wegen dieses einen Satzes hatte sich die Lektüre des Buches schon gelohnt. Er beschloss, es von Anfang an zu lesen. Als er um drei Uhr nachts ins Bett ging, war das Buch verschlungen und eine neue Welt hatte sich ihm geöffnet.

Der Morgen danach

Am nächsten Morgen war sein erstes Ziel der Blumenladen. „Einen schönen Blumenstrauß für 50 Euro. Tun Sie ein paar pinkfarbene Lilien dazu“, wandte er sich an die Thailänderin, der der Laden gehörte. Er hatte mal aufgeschnappt, dass dies die Lieblingsblumen von Kirsten, seiner Kollegin, waren. Als nächstes hielt er am Coffeeshop: „Zwei Latte to go. Einen mit einem doppelten Shot Vanille und Sojamilch.“ So trank Kirstin ihren Kaffee am liebsten.

Als er ihr Büro mit Blumenstrauß und Kaffeebecher betrat, musste er gar nichts sagen. Sie wusste: Es gab Hoffnung.

Informationen zu unseren NLP-Ausbildungen findet Ihr hier.

 

Mein Schreibtisch und ich – NLP-Kurzgeschichte

 

 

 

Wenn mich Teilnehmer*innen meiner NLP-Ausbildungen nach einem Beispiel für Ressourcen fragen, erzähle ich häufig folgende Geschichte:

Der erste gemeinsame Morgen

Es begab sich vor bald zwanzig Jahren. Da stand er nun und war einfach perfekt. Genau, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Sein sorgfältig geöltes Kirschholz schimmerte rötlich in der aufgehenden Morgensonne. Seine Oberfläche schmeichelte durch seine samtige Weiche.

Und auch seine Größe – genau richtig. Mit meinem ausgestreckten linken Arm erreichte ich leicht seinen linken Rand; mit meinem rechten Arm seinen rechten. So hatte ich zukünftig genug Platz für all meine Unterlagen, Manuskripte und Aufzeichnungen, die ich im unmittelbaren Zugriff haben wollte. Nichts lag mehr außerhalb meiner Reichweite.

Der erste Tee

Nachdem die Spediteure gegangen waren, stand ich noch einige Minuten andächtig vor meinem Schreibtisch. Dann ging ich erst einmal in die Küche, um mir einen Earl Grey mit Zitrone zu bereiten.

Sobald der Tee drei Minuten in meiner schönsten Teetasse gezogen hatte, trug ich ihn zurück in mein Arbeitszimmer. Dort legte ich das neue türkisblaue Filzpad auf die Schreibplatte und stellte die erste Tasse Tee auf meinen neuen, extra für mich maßgeschneiderten Schreibtisch.

Meine Träume bekommen ein Zuhause

Dann war es soweit. Ich setzte mich. Ich wusste sofort: Das erste Mal seit langer Zeit hatten meine Gedanken und Träume ein Zuhause. Hier durften sie sein. Hier waren sie gleichzeitig willkommen und geschützt. Hier fanden und finden sie den Raum um sich zu ordnen, sich zu verlieren und zu strukturieren.

Alle Ressourcen tragen wir immer schon in uns

Am Anfang dachte ich noch, ich müsste wirklich an diesem Schreibtisch sitzen, um Zuhause zu sein. Doch schnell entdeckte ich, dass dies nicht der Fall war. Es reichte, wenn ich mir dies vorstellte. Und seitdem ist mein Schreibtisch eine wirkliche Ressource. Denn seither finden meine Träume und Gedanken in jedem Meeting, in jedem Durcheinander und in jedem Sturm ihren geschützten Platz.

Kaum stelle ich mir vor, an meinem samtweichen, rötlich schimmernden Schreibtisch zu sitzen, schon ist es da – das geschützte Domizil meiner Fantasien. Ein Kraftquell, der mich überall begleitet und nie verlässt.

Merke: Ressourcen im Außen unterstützen nur bedingt. Sie entfalten erst dann ihre volle Wirkung, wenn wir sie in uns tragen.