Spiegeln (Pacing) – deine Grundlage für jede gelingende Kommunikation

Pärchen beim Flirten – Spiegeln in Aktion

Spiegeln (Pacing) – deine Grundlage für jede gelingende Kommunikation

Stell dir ein vollbesetztes Café vor. Es ist wirklich laut und du kannst nicht hören, was drei Tische weiter besprochen wird. Woran erkennst du, ob das Pärchen dort flirtet oder streitet. Die Antwort ist so einfach wie verblüffend – am Ausmaß ihres gegenseitigen Spiegelns. Je intensiver sie sich spiegeln, umso besser läuft die Beziehung. Eine Regel, die nicht nur für Paar-, sondern für alle Beziehungen gilt. Deswegen: Spiegeln (Pacing) bildet deine Grundlage für jede gelingende Kommunikation. Je besser es dir zukünftig gelingt, dein Gegenüber zu spiegeln, umso angenehmer werden deine Gespräche laufen.

Was meinen wir mit Spiegeln (engl.: Pacing)?

Spiegeln meint, dem Ausdrucksverhalten des Gesprächspartners mit dem eigenen Ausdrucksverhalten zu begegnen.

Was bedeutet das konkret? Schau dir das Foto oben an. Die Frau hat beide Arme auf dem Tisch aufgestützt. Der Mann hat beide Arme auf dem Tisch aufgestützt. Sie hält die Tasse mit beiden Händen. Er hält die Tasse mit beiden Händen. Sie schaut leicht von unten. Er schaut leicht von unten. Sie lächelt. Er lächelt. Sie spiegelt (oder: paced) also ihn und umgekehrt. Man kann es nicht übersehen: Die beiden flirten. Ein Beispiel für gelingende Kommunikation.

Schau dir dagegen dieses Foto an:

Paar beim Streiten – kein Spiegeln

Sie hat die Beine zusammen, er sitzt breitbeinig da. Sie schaut auf den Fussboden, er schaut sie an. Ihre rechte Hand ist leicht geöffnet; seine zur Faust geschlossen. Ihre linke Hand ist offen und erhoben; seine auf sie gerichtet.  Die beiden spiegeln sich nicht. Es ist offensichtlich: Sie streiten. So kann Kommunikation nicht gelingen.

Was bewirkt Spiegeln / Pacing? Wofür ist es gut?

Spiegeln hat tatsächlich zwei wundersame Effekte:

  • Es bewirkt, dass wir unserem Gesprächspartner auf einer Meta-Ebene signalisieren „Schau, ich bin wie du und das ist prima.“ Wir schaffen also eine verbindende Gesprächsgrundlage. Es entsteht ein Gefühl von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung.
  • Zum anderen vermittelt das Spiegeln dem, der spiegelt, ein Gefühl dafür, wie es seinem Gesprächspartner in diesem Moment gerade geht (natürlich sollst du nicht ewig in dieser Körperhaltung verharren, sondern dann ins Leading gehen und ihn so unterstützen, in einen besseren Zustand zu kommen. Wie das geht, erfährst du in dem Artikel „Leading – so bringe ich mein Gegenüber in einen besseren Zustand“.)

Spiegeln bewirkt also nicht nur ein Verständnis für, sondern auch ein Zugang zu den Gefühlen des Anderen.

Nonverbales Spiegeln – den körpersprachlichen Selbstausdruck deines Gegenübers aufnehmen

Wie schon im Beispiel oben erwähnt, können wir den körpersprachlichen Ausdruck unseres Gegenübers spiegeln. Dazu zählen:

  • Die Körperhaltung
  • Die Kopfhaltung
  • Die Gestik
  • Die Mimik
  • Der Lidschlag
  • Der Atemrhythmus

Wenn zum Beispiel eine Person eine wichtige Aussage immer mit einer bestimmten Handbewegung unterstreicht und sich zum Beispiel mit der Faust in die flache Hand schlägt, kann es sinnvoll sein, deine eigenen wichtigen Aussagen dieser Person gegenüber mit der gleichen Geste zu verbinden, um mehr Verständnis zu erhalten. Eine weiter Möglichkeit ist es, deine Atmung an die Atmung deines Gesprächspartners anzupassen.

Den auditiven Selbstausdruck deines Gegenübers spiegeln – sprich wie er

Auditiv können wir folgende Aspekte des Selbstausdrucks unseres Gegenübers spiegeln:

  • Seine Sprechlautstärke
  • Seine Sprechgeschwindigkeit
  • Seine Tonalität
  • Seine Sprachrhythmus

Wenn dein Gegenüber also sehr leise spricht, senke deine Lautstärke ruhig ebenfalls etwas ab. Wenn er sehr langsam spricht, reduziere deine Sprechgeschwindigkeit und wenn er gerne komplexe Satzkonstruktionen verwendet, erhöhe gerne die Komplexität deiner Sätze. Alles vermittelt ihm die Botschaft „Du bist okay und wir sind uns ähnlich.“ Die Qualität deiner Gespräche wird es dir danken.

Inhaltliches Spiegeln – Hören, was dein Gegenüber sagt

Wir Menschen drücken uns nicht nur nonverbal aus, sondern verbal – also mit Worten – aus. Und diese können auch wir spiegeln. Manche Menschen benutzen bestimmte Wörter sehr häufig. Außerdem kann es sinnvoll sein, konkrete Aussagen zu spiegeln, indem du sie wortwörtlich wiederholst. Wenn dein Chef zum Beispiel sagt: „Das sieht doch schon sehr gut aus“, stärkt es eure Verbindung, wenn du bekräftigst: „Ja, das sieht wirklich gut aus“ (natürlich nur, wenn du es auch so meinst.)

Stell dir vor, du würdest für die Bestätigung stattdessen ein „Stimmt, fühlt sich gut an“ wählen. Spürst du die Irritation, die das auslöst? Diese vermeidest du durch sorgfältiges inhaltliches Spiegeln.

Warum funktioniert Spiegeln so gut?

Seit der Entdeckung der Spiegelneuronen im Jahr 1992 haben wir eine Vorstellung, wieso die Technik des Spiegelns so mächtig sein könnte für gelingende Kommunikation.

In diesem Jahr beschrieb das wissenschaftliche Team um Giacomo Rizzolatti, dass ein bestimmtes Areal im Hirn von Makaken-Affen nicht nur dann aktiviert wird, wenn sie selbst eine Erdnuss öffnen, sondern auch, wenn sie lediglich einen anderen Affen dabei beobachten. Die dafür zuständigen Neuronen nannten sie Spiegelneuronen – Neuronen also, die beim Beobachten einer Handlung unseres Gegenübers dieselben Hirnarealen aktivieren, die auch aktiviert werden, wenn diese Tätigkeit selbst ausgeübt wird.

Spiegelneuronen wurden im Jahr 2010 auch bei Menschen nachgewiesen. Es wird vermutet, dass sie ein „Als-Ob-Gefühl“ in uns produzieren und so helfen, die inneren Zustände unseres Gegenübers nachzuerleben und zu verstehen.

Weitere Möglichkeiten, dein Gegenüber zu spiegeln

Außer dem non-verbalen und dem verbalen Verhalten (angesiedelt auf der 2. Dilts-Ebene „Verhalten“) auch höhere Dilts-Ebenen deines Gegenübers spiegeln. Du kannst spiegeln

  • Seine Werte (Wenn ihm also Respekt wichtig ist und dir auch, dann betone das gerne).
  • Seine Glaubenssätze (Wenn er einen Glaubenssatz hat wie „Ohne Fleiß kein Preis“ und du diese Überzeugung teilst, unterstreiche es)
  • Seine Identität (Wenn er sich als Macher versteht und du dich auch, heb es hervor)
  • Seine Zugehörigkeit (Er versteht sich als Arbeiterkind und du dich auch? Großartig!)
  • Seine Vision und Mission (Er arbeitet für eine bessere Welt, in der jede*r zu seiner Meinung stehen kann und du auch? Sag es ihm).

Es versteht sich von selbst, dass du auf diesen Dilts-Ebenen nur Spiegeln solltest, wenn dies deinen authentischen Überzeugungen entspricht. Alles andere wäre Selbstverrat und unauthentisch. Dein Gegenüber würde dies – zumindest unbewusst – spüren und sich zurückziehen.

Spiegeln (Pacing) – deine Grundlage für jede gelingende Kommunikation. Aber gibt es Grenzen des Spiegelns?

Ja, die gibt es. Grundsätzlich spiegeln wir nicht:

  • Dialekt (es sei denn, wir beherrschen ihn wirklich)
  • Alle „Ticks“ unseres Gegenübers
  • Alles, womit wir uns nicht wohlfühlen (so wird sich eine Frau in einem sehr kurzen Rock oft nicht wohlfühlen, wenn sie sich breitbeinig in einem Sesseln lümmeln sollte, nur weil ihr Gegenüber dies tut).

Eine häufige Sorge: Fühlt sich der Andere nicht „nachgeäfft“?

Kurze Antwort: Nein. Die meisten Menschen sind so mit sich beschäftigt, dass sie es gar nicht bemerken, wenn sie gespiegelt werden. Und wie gesagt, es ist etwas, dass Menschen ohnehin automatisch tun, wenn sie sich miteinander wohlfühlen, so dass sie es nicht als störend empfinden.

Menschen mit NLP-Kenntnissen bemerken es ggf. durchaus, empfinden es dann aber als die Geste der Wertschätzung und des Bemühens um ein gutes Miteinander, die es ja schließlich ist,

Einfaches Spiegeln und Überkreuz-Spiegeln – Spiegeln für Fortgeschrittene

Du kannst die Körpersprache deines Gegenübers auf zwei verschiedene Arten spiegeln.

  1. Einfaches Spiegeln

Hier nimmst du zum Beispiel die gleiche Arm- oder Beinhaltung ein, wie dein Gegenüber und verschränkst vielleicht, genau wie er deine Arme.

  1. Überkreuz-Spiegeln

Hier ersetzt du Verhalten aus einem nonverbalen Kanal durch Verhalten in einem anderen non-verbalen Kanal. Wenn dein Gegenüber beispielsweise in einem bestimmten Rhythmus mit den Fingern auf den Tisch trommelt, kannst du diese Geste Überkreuz-Spiegeln, indem du den Rhythmus mit deinem wippenden Fuß aufgreifst, oder du bewegst deinen Fuß passend zum Atemrhythmus deines Gegenübers. Überkreuz-Spiegeln ist in seiner Wirkung häufig subtiler und funktioniert deswegen oft gut bei Menschen, die misstrauisch gegenüber Nähe sind.

Auch im Coaching: Spiegeln (Pacing) – deine Grundlage für jede gelingende Kommunikation

Im Coaching-Kontext bildet Spiegeln die Grundlage für den Aufbau von Vertrauen. Durch sorgfältiges Spiegeln deines Coachees gewinnst du wichtige Eindrücke seines mentalen und emotionalen States. So kannst du leichter die passende Coaching-Intervention wählen und ihn sicher durch die Transformation führen.

Deswegen sind alle erfolgreichen Coaches wahre Meister und Meisterinnen des Spiegelns.

Du siehst: Spiegeln (Pacing) – deine Grundlage für jede gelingende Kommunikation

Jetzt, wo du einen Überblick darüber hast, wie du dein Gegenüber erfolgreich spiegeln kannst, lade ich dich ein, dein neugewonnenes Wissen im nächsten Gespräch direkt in die Tat umzusetzen. Egal ob ein Chef, Freundin, Partner oder Kinder – mit Hilfe des Spiegelns wirst du merken, wie viel leichter die Kommunikation in den unterschiedlichsten Situationen fließen wird. Du wirst dich wundern, welche Quantensprünge du in deinen Gesprächen zukünftig erlebst. Denn: Spiegeln (Pacing) – deine Grundlage für jede gelingende Kommunikation.

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Und auch hier gilt: Übung macht den Meister. Viel Spaß dabei! Genieße deine Erfolge.

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Die Repräsentationssysteme im NLP: Definition, Vorteile und Einsatz in der professionellen Kommunikation

Repräsentationssysteme: Definition und Nutzen

Der Begriff „Repräsentationssysteme“ bezeichnet im NLP die Mechanismen, mit denen wir unsere äußere Welt in unserer Psyche repräsentieren. Analog zu unseren fünf Sinnen unterscheiden wir fünf Repräsentationssysteme:

  1. Das visuelle Rep-System: Unsere inneren Bilder
  2. Das auditive Rep-System: Unsere inneren Stimmen
  3. Das kinästhetische Rep-System: Unsere Körperempfindungen (grob- und feinstoffliche Energien)
  4. Das olfaktorische Rep-System: Unsere Geruchserlebnisse
  5. Das gustatorische Rep-System: Unsere Geschmackserlebnisse

Jedes Repräsentationssystem bietet bestimmte Vorteile, wenn es darum geht, unsere Umwelt zu erfassen, zu verarbeiten, zu speichern und abzurufen. Darüber erfährst du weiter unten mehr.

Abgekürzt sprechen wir auch anstelle von Repräsentationssystemen von Rep-Systemen.

Lust auf einen Selbstversuch zu deinem bevorzugten Rep-System?

Lies dir die folgende Geschichte durch und achte darauf, welche Beschreibungen für dich am intensivsten waren:

„Mein letzter Urlaub: Schon von weitem sah ich das blaue Meer am Horizont auftauchen. Ich sah, wie die weißen Bungalows des Hotels sich davor erhoben und wie sich die grünen Palmen im Wind wiegten. Im Näherkommen erkannte ich die Musiker in ihren bunten Kostümen, die zu unserer Begrüßung versammelt waren. So schön. Als ich aus dem Bus stieg, hörte ich die vertrauten Klänge und auf meinem Weg zum Strand das Kreischen der Möwe über mir und das Wogen der Wellen vor mir. Wunderbar, Schnell zog ich meine Schuhe aus und spürte auch schon den warmen Sand zwischen den Zehen. Und als dann das angenehm kühle Wasser meine Beine umspülte, war meine Welt perfekt.“

Welche Beschreibungen haben dich am meisten abgeholt? Die der visuellen Eindrücke, die auditiven oder die, die sich auf das Fühlen bezogen? Dies kann dir erste Hinweise auf dein bevorzugtes Rep-System geben.

Mit unseren Repräsentationssystemen erschaffen wir unser subjektives Erleben. Es bildet die Grundlage für unser Verhalten. (Bandler, Dilts, DeLozier, & Grinder, 1980) (Dilts & DeLozier, 2000) (Lapp, 2023). Man kann somit sagen, dass wir mit unseren Repräsentationssystemen unser individuelles, innerpsychisches Modell der Welt erzeugen.

Struktur der Repräsentationssysteme

Jedes Repräsentationssystem umfasst ein Netzwerk neuronaler Strukturen und Prozesse, die in drei unterschiedliche Phasen eingeteilt werden können:

  1. Input: Das Sammeln von Umweltinformationen und Feedback. Dabei wird unterschieden zwischen internalen (innerlich generierte Sinneseindrücke, z. B. innere Stimmen & Bilder) und externalen Informationen (Sinneseindrücken aus der Umwelt)
  2. Repräsentation/Verarbeitung: Dies umfasst die Organisation und Kategorisierung der Umwelt sowie die Entwicklung und Planung von Verhaltensstrategien, wie z.B. Lernen, Entscheidungsfindung, Speicherung der Information.
  3. Output: Umwandlung der Informationen aus 2. in Interaktionen mit der Umwelt, also Umwandlung in unser Verhalten

In ihrer Gesamtheit bilden diese Systeme somit die grundlegenden Strukturen menschlichen Erlebens und Verhaltens – sozusagen unser „Verhaltensvokubalur“.

Was verstehen wir unter dem primären Repräsentationssystem und unter dem Haupt-Repräsentationssystem?

Durch Umwelteinflüsse entwickelt und nutzt jeder Mensch seine Repräsentationssysteme unterschiedlich. So schaut der eine lieber YouTube-Videos, während die Andere sich Podcast anhört und ein Dritter die Dinge selbst ausprobieren muss, um etwas im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Im NLP wird das bevorzugte Rep-System eines Menschen auch als sein primäres Repräsentationssystem bezeichnet.

Beim Menschen spielen vor allem das visuelle, das auditive und das kinästhetische Repräsentationssystem eine große Rolle in der Wahrnehmung und Organisation unserer Umwelt, so dass diese im NLP auch als Haupt-Repräsentationssysteme bezeichnet werden (Lapp, 2023) (Dilts & DeLozier, 2000). Das olfaktorische und gustatorische System sind im Laufe der menschlichen Evolution, anders als bei anderen Tierarten, zunehmend in den Hintergrund getreten.

Grundsätzlich bildet immer ein Zusammenspiel aller Repräsentationssysteme die Gesamtheit menschlichen Erlebens (Bandler, Dilts, DeLozier, & Grinder, 1980). Dadurch entsteht auch die emotionale Bedeutung, die wir einem Ereignis oder einem Erleben zumessen.

Die unterschiedlichen Vor- und Nachteile der einzelnen Repräsentationssysteme

Jedes Rep-System weist spezifische Stärken und Schwächen auf, sodass die (meist unbewusste) Wahl des bevorzugten Systems sowohl die Informationsaufnahme als auch die nachfolgenden inneren Prozesse maßgeblich beeinflusst (Lapp, 2023).

Das visuelle Repräsentationssystem – gut für schnellen Überblick und parallele Informationsverarbeitung

Das Sinnesorgan für das visuelle Informationssystem ist das Auge. Es verarbeitet visuelle Sinneseindrücke und ist in der Lage eine große Informationsfülle gleichzeitig abzubilden. Im NLP unterscheiden wir drei unterschiedlichen Arten der visuellen Repräsentation (Lapp, 2023):

  1. Visuell-extern: Fähigkeit mit den Augen wahrgenommene Information als innere Bilder abzubilden.
  2. Visuell-intern
    1. Visuell-erinnert: Das Wiederabrufen von bereits erfahrenen Bildern vor dem inneren Auge, z. B. wenn wir uns an das heutige Meeting erinnern und uns dabei noch mal die einzelnen Slides der PowerPoint-Präsentation vor Augen führen.
    2. Visuell-konstruiert: Das Schaffen neuer innerer Bilder ohne äußere Vorlage, z. B. wenn wir uns vorstellen, wie die Dekoration einer Torte aussehen soll, bevor wir die Torte wirklich verzieren.

Das auditive Repräsentationssystem: Stark in der sequentiellen Verarbeitung von Informationen

Das Sinnesorgan für das auditive Repräsentationssystem sind die Ohren. Es ist besonders gut zur sequenziellen Speicherung von Informationen geeignet. Neben der Unterscheidung der Darstellungsarten zwischen intern und extern spielen beim auditiven System auch die Unterscheidung zwischen tonal (wie etwas klingt) und digital (was, das gehörte bedeutet) eine große Rolle. Daraus ergeben sich folgende Repräsentationsmöglichkeiten (Lapp, 2023):

  1. Auditiv-extern: Diese Rep-System unterteilen wir weiter in auditiv-extern-tonal und in auditiv-extern-digital.
    1. Auditiv-extern-tonal: Diese Rep-System meint die Fähigkeit, Unterschiede in Tonhöhe, Rhythmus, Lautstärke etc. wahrzunehmen. Wenn ich also in einem Gespräch weniger auf das gesprochene Wort als vielmehr auf den Klang der Stimme und die Lautstärke meines Gegenübers achte, fokussiere ich mich auf den auditiv-extern-tonalen Aspekt des Dialogs.
    2. Auditiv-extern-digital: Diese Rep-System bezieht sich auf die Fähigkeit, auditiven Informationen einen Sinn oder Inhalt zu geben. Wenn ich mich also auf die ganz konkret gesprochenen Worte fokussiere, liegt mein Schwerpunkt beim auditiv-extern-digitalen Rep-System.
  2. Auditiv-intern: Auch hier unterscheiden wir zwischen tonal und digital. Darüber hinaus auch noch zwischen konstruiert und erinnert.
    1. Auditiv-intern-tonal
      1. Erinnert: Erinnern an wahrgenommene Geräusche, Lautstärken, Melodien etc.
      2. Konstruiert: Wir konstruieren auditiv-intern-tonale Erlebnisse, wie z. B. das Komponieren neuer Musikstücke oder den Klang meiner Stimme beim beabsichtigten Feedback-Gespräch mit meinem Mitarbeiter.
    2. Auditiv-intern-digital
      1. Erinnert: Wenn wir uns (im Wortlaut) an Worte erinnern, die wir vorher gehört haben, z. B. wenn wir ein Gedicht wiedergeben.
      2. Konstruiert: Wenn wir uns z. B. Geschichten ausdenken, die wir vorher noch nie gehört haben.

Das kinästhetische Repräsentationssystem – alles, was uns berührt

Ein Sinnesorgan des kinästhetischen Repräsentationssystems ist die Haut oder – besser gesagt – die in der Haut befindlichen Sensoren sowie unser gesamtes körperliches Erleben (beispielsweise der Kloß im Hals, der Krampf im Magen, der Stich im Herz). Dieses System eignet sich zum einen besonders zum Erlernen und Speichern von Bewegungsabläufen und zum anderen für unser sprichwörtliches Bauchgefühl (das fühlt sich gut an – oder eben nicht). Auch hier wird zwischen externen und internalen Informationen unterschieden (Lapp, 2023):

  1. Kinästhetisch-extern: Dies meint das Wahrnehmen äußerer Reize, wie z.B. die Temperatur einer geschüttelten Hand, der Druck eines Schulterklopfens oder die Oberflächenbeschaffenheit einer Sitzgelegenheit.
  2. Kinästhetisch-intern: Dies bezieht sich auf ein Körperempfinden. Hier unterscheiden wir wieder in erinnert und konstruiert:
    1. Erinnert: Wenn ich z. B. den Bewegungsablauf eines Saltos, den ich vergangene Woche im Training absolviert habe, erneut im Körper nachvollziehe.
    2. Konstruiert: Wenn ich mir vorstelle, wie sich der erste Kuss mit dem Mann, in den ich so verliebt bin, anfühlen wird.

Jeder hat alle Repräsentationssysteme, aber ihre Ausprägungen unterscheiden uns

Jeder von uns verfügt über alle Rep-Systeme. Aber wir unterscheiden uns darin, wie viele Unterscheidungen wir darin treffen können. Folgende Merkmale können wir nutzen, um die Nutzung des einzelnen Rep-Systems einzuschätzen:

  • Intensität der Repräsentationen
  • Grad, Detailgenauigkeit und Geschwindigkeit, mit denen Informationen abgespeichert und wieder abgerufen werden können
  • Auffassungsgabe und Speicherkapazität
  • Noise (Beeinträchtigung durch andere Repräsentationssysteme)
  • Fähigkeit zur gleichzeitigen Verarbeitung in mehreren Repräsentationssystemen
  • Fähigkeit, gezielt Informationen zu verändern (Dies bezieht sich zum einen auf die kreative Fähigkeit, aus vorhandenen Informationen neues Wissen oder neue Ideen zu generieren und zum anderen auf die Veränderlichkeit von Informationen im Laufe der Zeit.)
  • Zahl bewusster Unterscheidungen, die innerhalb eines Repräsentationssystem gemacht werden können
  • Fähigkeit, Informationen zu organisieren
  • Primäres Repräsentations-, Lead-, und Referenzsystem (dazu gleich mehr).

Primäres Rep-System – wir verarbeiten wir Informationen am liebsten?

Häufig bevorzugen wir die Informationsverarbeitung in einem Rep-System. Dieses Rep-System nennen wir dann das primäre Rep-System. Es hat großen Einfluss darauf, wie ein Mensch seine Umwelt wahrnimmt und mit ihr interagiert:

  • So bevorzugen visuell orientierte Menschen innere Bilder zur Informationsspeicherung oder Entscheidungsfindung.
  • Auditive Typen hingegen nutzen bevorzugt ihre inneren Dialoge zur Erinnerung und Entscheidungsfindung.
  • Kinästhetische Typen dagegen verlassen sich gerne auf ihr (Bauch-)Gefühl.

Das Lead-System – wie nehme ich Informationen bevorzugt auf?

Je nach Entwicklungsgrad des primären Rep-Systems verfügen Menschen manchmal über ein sogenanntes Lead-System. In diesem Fall unterscheidet sich das bevorzugte Input-System von der bevorzugten Art der Repräsentation. Zum Beispiel kann eine Person visuellen Input bevorzugen, diesen jedoch am liebsten auditiv in Form eines inneren Dialogs verarbeiten und speichern. Eine andere Person dagegen nimmt Informationen lieber über den auditiven Kanal auf, verarbeitet sie dann aber in der Form von inneren Bildern.

Das Referenzsystems zur Überprüfung von Entscheidungen

Eine dritte Unterscheidung der Repräsentationssysteme im NLP bezieht sich auf das sogenannte Referenzsystem. Damit meinen wir das System, welches ein Mensch nutzt, um seine Schlussfolgerungen und Entscheidungen zu überprüfen. Handelt es sich zum Beispiel um das kinästhetische System, so sollten sich Entscheidungen für die betreffende Person „richtig anfühlen“, während auditive Typen ihre „innere Stimme“ für eine Überprüfung zu Rate ziehen werden.

Wie hilft es mir, wenn ich meine bevorzugten Repräsentationssysteme kenne?

Die eigenen bevorzugten Rep-Systeme zu kennen, bringt eine Vielzahl von Vorteilen. Hier zwei Beispiele:

  • Beim Aneignen neuen Wissens: Visuell-orientierte Menschen lernen am besten, wenn sie mit Schaubildern, Zeichnungen, Grafiken etc. arbeiten können. Bereite deinen Lernstoff entsprechend auf. Nutze unterschiedlich farbige Marker. Hänge Poster mit dem visuell aufbereiteten Wissen an verschiedenen Stellen in deiner Wohnung / deinem Büro auf. Wenn du eher das auditive Rep-System bevorzugst, sprich gerne beim Lernen vor dich hin. Fertige ggf. Audio-Dateien von deinem Lernstoff an, die du dir immer wieder anhören kannst (z. B. im Auto, bei der Hausarbeit oder beim Sport). Kinästhetischen Menschen hilft es, wenn sie sich beim Lernen bewegen können. Gehe spazieren, während du dir die Aufzeichnungen anhörst oder nimm bewusst in deinem Arbeitszimmer immer wieder andere Haltungen ein.
  • Beim Treffen von Entscheidungen: Wenn du weißt, ob du für deine Entscheidungen eher auf deine inneren Bilder, innere Stimme oder deine Körperempfindungen (dein Bauchgefühl) zurückgreifst, kannst du deine Entscheidungsvorlagen so aufbereiten, wie du es brauchst (Extra-Tipp: Das funktioniert auch mit Vorgesetzten: ist deine Chefin visuell, dann zeig ihr Grafiken. Ist dein Chef auditiv, dann trag‘ ihm etwas vor. Hast du es mit einer Kinästhetin zu tun, bring ihr ein Modell mit).

Nutze das Wissen um Repräsentationssysteme für die Kommunikation mit Anderen

Darüber hinaus kann die Kenntnis der Repräsentationssysteme dir helfen, dich besser auf zwischenmenschliche Beziehungen einzustellen und Konflikte zu lösen.

Stellt sich die Frage, woran du das bevorzugte Rep-System deines Gegenübers erkennst? Ganz einfach – an der Sprache, die er benutzt. Wenn jemand zum Beispiel sagt „Das sieht für mich gut aus“, ist das ein Hinweis, dass er gerade im visuellen Rep-System unterwegs ist. Formuliert er seine Zustimmung stattdessen mit einem „Hört sich für mich gut an“, kannst du vermuten, dass er gerade sein auditives Rep-System aktiviert hat. Und wie formuliert ein Kinästhet wohl sein Einvernehmen? Genau, durch ein „das fühlt sich gut an“.

Mit diesem Wissen kannst du deinem Gegenüber in dem Rep-System antworten, das er gerade nutzt – du holst ihn im wahrsten Sinne des Wortes dort ab, wo er gerade ist. Du wirst überrascht sein, wie viel reibungsloser deine Gespräche laufen werden.

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Literaturverzeichnis

Bandler, R., Dilts, R., DeLozier, J., & Grinder, J. (1980). Neuro-Linguistic Programming: Volume I (The Study of the Structure of Subjective Experience). Meta Publications.

Dilts, R., & DeLozier, J. (2000). Encyclopedia of systemic neuro-linguistic programming and NLP new coding. Scotts Valley, Calif.: NLP University Press.

Lapp, D. S. (2023). Das große Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner & Coach. werdewelt Verlags- und Medienhaus GmbH.

 

„Ich bin die Auferstehung und das Leben“ – oweia, da hat der Pfarrer doch die Reihenfolge verwechselt?

„Oweia – jetzt hat der Pfarrer die Reihenfolge verwechselt. Und das ausgerechnet zu Ostern“. Ich erinnere mich noch ganz genau an meinen Gedanken, als ich als Fünfjährige den Satz „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ zum ersten Mal hörte. Im österlichen Kindergottesdienst saß ich in der ersten Reihe, schmetterte voller Inbrunst die Lieder und freute mich auf die anstehende Ostereiersuche.

Und dann das! Der Pfarrer musste die Reihenfolge verwechselt haben. Man musste ja wohl zuerst leben, um dann sterben und auferstehen zu können. Andersrum machte das gar keinen Sinn – da war sich mein fünfjähriges Ich ganz sicher. Das versuchte ich nach dem Kindergottesdienst dem Pfarrer zu erklären. Leider drang ich nicht durch.

Erste Erklärung: Schönheit über Klarheit

Wohl auch deshalb beschäftigte mich der Satz die kommenden Jahre immer wieder. Als ich mich dann in der Oberstufe mit Versmaßen auseinandersetzen musste, erkannte ich, dass „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ ein vierfüßiger Jambus ist, während „Ich bin das Leben und die Auferstehung“ einfach nur holpert. Richtig fand ich es zwar nicht, intellektuelle Klarheit der Schönheit zu opfern, aber sei´s drum. Wenigstens hatte ich eine Art Erklärung und war erst einmal beruhigt.

Die zweite Erklärung: Die Heldenreise

Es folgten drei Jahrzehnten, in denen mich die lebensüblichen Auf und Abs forderten und ich keine Zeit für den Satz hatte. Und dann lief mir Joseph Campbell über den Weg. Der amerikanische Mythenforscher hat über 3000 Sagen, Mythen, Märchen und Geschichten aus aller Welt zusammengetragen. Dabei stellte er fest, dass sie alle – unabhängig von Kultur und Jahrtausend – einem gemeinsamen Muster folgen – dabei können einzelne Stationen ausgelassen werden oder die Reihenfolge wechseln:

  1. Der Ruf: Der Held – seltener: die Heldin – erhält einen Ruf.
  2. Verweigerung des Rufs: Der Held widersetzt sich dem Ruf.
  3. Der Held überschreitet dann doch die Schwelle und macht sich auf den Weg.
  4. Er findet Gefährten und sein Instrument der Kraft. Es gilt, diverse Bewährungsproben zu bestehen.
  5. Vordringen zur tiefsten Höhle, zum schlimmsten Punkt. Der Held begreift, dass es um Leben und Tod geht. Er muss sich entscheiden; es gibt keinen Weg zurück.
  6. Versöhnung mit dem Vater /dem Herkunftssystem: Der Held erkennt, dass er das Erbe seiner Vorfahren in sich trägt und sein schlimmster Feind in Wahrheit er selbst ist.
  7. Apotheose: Dem Helden wird offenbar, dass er göttliches Potenzial in sich trägt.
  8. Die höchste Prüfung: Der letzte Kampf steht bevor; der Showdown beginnt. Diese letzte Schlacht gegen den gefährlichsten Gegner führt den Helden an den Rand des Todes. Alles scheint verloren. Da gelingt es ihm, das Blatt zu wenden. Es kommt zur Auferstehung des Helden.
  9. Erhalt des Elixiers: Durch den errungenen Sieg erhält der Held nun etwas Entscheidendes, das Elixier – einen wichtigen Gegenstand oder Wissen und Macht. Der Held ist persönlich gereift und befindet sich in einer neuen Situation.
  10. Rückkehr über die Schwelle: Der Held kehrt nun zurück in die Alltagswelt, aus der er aufgebrochen ist. Er trifft zunächst auf Unglauben und Unverständnis. Nun muss er das auf der Heldenreise Gefundene oder Errungene in das Alltagsleben integrieren. Der Held vereint Alltagsleben mit seinem neugefundenen Wissen und damit die Welt seines Inneren mit den äußeren Anforderungen.
  11. Freiheit zum Leben: Das Elixier des Helden hat die Alltagswelt verändert. Da er das Elixier, seine Erfahrungen weitergibt, führt er die Gemeinschaft, aus der er aufgebrochen ist, zu einer neuen Freiheit des Lebens.

Punkt 8 – Auferstehung – und dann erst in Punkt 12 – neue Freiheit zum Leben. Ihr ahnt schon, dass mir an dieser Stelle dämmerte, dass der Pfarrer und das Johannes-Evangelium eventuell doch Recht haben könnten. Ich begann, mich intensiver mit der Heldenreise zu beschäftigen. Und ich stellte fest, dass sie erst dadurch an Relevanz gewinnt, dass sie archetypisch die Herausforderungen darstellt, denen wir alle uns immer wieder stellen müssen. Deswegen hat ihr Grundgedanke in der Zwischenzeit weite Verbreitung gefunden – u.a. in den Drehbüchern Hollywoods, den Bestseller-Romanen rund um den Globus, in Coaching und Therapie.

Auferstehung und Leben: das Schicksal der Bethany Hamilton

Einer der vielen Momente, in denen mir klar wurde, dass Auferstehung tatsächlich vor – und nicht (nur) nach – dem Leben kommt, war, als ich die wahre Geschichte der Bethany Hamilton, verfilmt in dem Streifen „Soul Surfer“, bei Netflix ansah:

  1. Die Heldin erhält einen Ruf: Bethany wird als jüngstes Kind begeisterter Surfer auf Hawai geboren. Seit sie denken kann, steht für sie fest, dass sie Profi-Surferin werden will. Schnell gewinnt sie erste Wettbewerbe und Sponsoren. Darüber vernachlässigt sie Freundschaften und ehrenamtliches Engagement.
  2. Die Heldin widersetzt sich dem Ruf: Versuche ihrer Freunde, Zeit mit ihr zu verbringen und sie für ehrenamtliche Projekte zu gewinnen, ignoriert sie.
  3. Überschreiten der Schwelle: Als sie am 31. Oktober 2003 morgens früh zum Surfen rausfährt, wird sie gegen 6.40 Uhr  von einem drei Meter langen Tigerhai angegriffen. Der Hai trennt ihr den linken Arm knapp unterhalb der Schulter ab. Nichts wird so sein wie zuvor; die Reise hat begonnen.
  4. Finden von Gefährten und Bewährungsproben: Zum Glück sind ihre Trainingspartnerin und deren Vater dabei. Diese binden den Stumpf mit ihren Surfleinen ab und retten ihr so das Leben. Nach dem Angriff muss sie vielfältige Bewährungsproben bestehen: Sie muss vieles neu lernen – vom Binden eines Pferdeschwanzes über das Schneiden von wegrollenden Tomaten bis hin zu der Erkenntnis, dass nun andere im Mittelpunkt des Interesses ihrer Sponsoren stehen.
  5. Vordringen zur tiefsten Höhle / zum schlimmsten Punkt: Vier Wochen nach dem Unfall nimmt sie das Surftraining wieder auf, verliert jedoch trotz intensivem Training den entscheidenden Wettbewerb. Daraufhin hängt sie das Surfen an den Nagel. Ihr Traum, Profi-Surferin zu werden, ist gestorben.Da ereignet sich die Tsunami-Katastrophe in Thailand. Weil sie nicht mehr trainiert, hat sie Zeit. Sie reist in das verwüstete Land und lehrt dort Kindern, die ihre Eltern verloren haben, das Surfen. Die damit verbundene Ablenkung erleichtert es den Jungen und Mädchen, den Weg zurück ins Leben zu finden. Bethany versteht, das Surfen nicht das Wichtigste im Leben ist. Sie beschliesst, wieder mit dem Surfen zu beginnen. Jedoch nicht nur zur eigenen Freude, sondern um ihre Erfahrung weiterzugeben und so anderen helfen zu können. Der Traum von der Profi-Surferin ist auferstanden.
  6. Versöhnung  mit dem Vater: Die Heldin teilt ihren Entschluss ihrem Vater mit. Sie hat überlegt, dass sie, um als Einarmige  surfen zu können, spezielle Bretter brauchen wird. Ihr Vater hat bereits vor Monaten die entsprechenden Surfbretter gebaut und holt sie jetzt aus der Werkstatt.
  7. Apotheose: Bethany erhält Fanpost aus aller Welt. Als ein Reporter fragt, ob sie manchmal den Tag des Haiangriffs verflucht, verneint sie und erklärt, dass sie erst durch diesen Unfall die Möglichkeit erhalten hat, vielen Menschen Mut und Hoffnung zu geben.
  8. Die höchste Prüfung und Erhalt des Elixiers: Sie nimmt wieder an großen Wettbewerben teil. Zunächst verliert sie erneut gegen ihre härteste Konkurrentin. Doch bereits kurz drauf erringt sie einen beachtlichen fünften Platz und in 2005 kann sie die NSSA National Championships für sich entscheiden. Sie erhält den Pokal, von dem sie so lange geträumt hat. Sie hat die Dämonen der eigenen Angst und der Zweifler überwunden. Erst dadurch wird sie endgültig zum Vorbild.Im Jahr 2008 geht ihr Traum schließlich in Erfüllung: Sie wird Profi-Surferin.
  9. Freiheit zum Leben: In vielen Talk-Shows, u.a. der Oprah-Winfrey-Show, sowie in ihrer Autobiografie berichtet sie von ihrem Leben, gibt ihre Erfahrungen weiter und vermittelt dadurch vielen Menschen, die ebenfalls Schlimmes erlebt haben, Mut und Hoffnung. Sie trauen sich, Herausforderungen anzugehen, vor denen sie vorher zurückgeschreckt sind. Sie erhalten durch Bethanys Heldenreise eine neue Freiheit zum Leben.

Während ich diesen Film schaute, wurde mir erneut klar, dass erst die Auferstehung kommt und dann das Leben: Bethanys Selbstverständnis von sich als (zukünftiger) Profi-Surferin, das ausschließlich auf das Gewinnen von Wettbewerben und Sponsorengeldern gerichtet ist, muss sterben, und als Vision einer Vorbild-Profi-Surferin auferstehen, damit sie anderen die Freiheit zum Leben vermitteln kann.

Eine meiner eigenen Heldenreisen: Auferstehung und Leben

Da lag die Frage nahe: Welche Heldenreisen hatte ich in meinem bisherigen Leben eigentlich zu bewältigen? Es waren sicherlich einige; eine davon möchte ich mit Euch teilen:

  1. Der Ruf: Seit ich ein Kind war, hat mich Psychologie interessiert. Mein erstes NLP-Buch kauft ich von einem Krabbeltisch für 2 Mark. Da war ich 12 Jahre alt. Das erste Buch zur Transaktionsanalyse – ich bin okay, du bist okay – folgte im Jahr drauf.
  2. Widersetzen des Rufs: Gleichwohl absolvierte ich zunächst eine Banklehre und studierte dann Volkswirtschaft. Beides habe ich gehasst. Nach der Promotion habe ich dann zunächst als Pressesprecherin und Redenschreiberin gearbeitet. Quasi die gesamte Zeit war ich von einem Gefühl erschütternder Sinnlosigkeit erfüllt. Einerseits meinte ich zu spüren: Das ist nicht meins. Andererseits wollte ich unbedingt – nicht zuletzt um die Erwartungen meines Umfelds zu erfüllen – Leiterin einer großen Unternehmenskommunikation werden. Dieser innere Konflikt tobte viele Jahre.
  3. Überschreiten der Schwelle: Um Texte zu verfassen, die Menschen auch emotional erreichen, begann ich im Jahr 2007 eine NLP-Ausbildung. Im Sommer 2008, während der Ausbildung zum NLP-Master, kam der Lehrtrainer braungebrannt und völlig eins mit sich selbst aus dem Urlaub zurück. Er war erfüllt von der Freude auf seine Arbeit. Ich wusste: Das will ich auch.
  4. Finden von Gefährten/Mentoren und Bewährungsproben: In den folgenden Jahren wurden meine NLP-Trainer zu wichtigen Mentoren für mich, die mich in meinem Weg bestärkten. Gleichzeitig musste ich zahlreiche Herausforderungen überwinden:
    – Menschen in meinem privaten Umfeld, die der Idee einer Selbstständigkeit sehr ablehnend gegenüber standen.
    – Die Frage der Finanzierung – schließlich waren meine Ausgaben auf das Einkommen einer Abteilungsleiterin in einem MDAX-Konzern ausgelegt.
    – Und nicht zuletzt die eigene Unsicherheit, ob ich wirklich das Talent und die Fähigkeiten für ein eigenes NLP-Institut mitbringen würde.
  5. Vordringen in die tiefste Höhle /zum schlimmsten Punkt: Irgendwann erreichte meine berufliche Unzufriedenheit einen Punkt, der nicht mehr auszuhalten war. Ich suchte mit allen und jedem Streit und empfand einfach alles als sinnlos. Ich überwarf mich mit Vorgesetzten und liess meinen Frust an Mitarbeitern aus (nicht nett, aber die Wahrheit). Irgendwann schlitterte ich an den Rand eines Burn-Outs. Ich wollte raus und hatte gleichzeitig panische Angst vor diesem Schritt. Erst als es wirklich nicht mehr ging, verhandelte ich endlich einen – sehr lukrativen – Ausstiegsvertrag. Er ebnete mir den Weg in die Selbstständigkeit. Der Traum von mir als Leiterin einer Unternehmenskommunikation war endgültig gestorben. In 2012 – also vier Jahre nach dem Überschreiten der Schwelle – machte ich mich mit WildWechsel endlich selbstständig.
  6. Aussöhnung mit dem Vater: An diesem Punkt war mir klar, dass man nur dann andere Menschen erfolgreich auf ihrem Weg begleiten kann, wenn man zunächst die eigenen Themen bearbeitet hat. So setzte ich mich im Rahmen meiner systemischen Ausbildung intensiv mit meinem Herkunftssystem auseinander. Ungezählte eigene Aufstellungen halfen mir, mich mit meinem Herkunftssystem auszusöhnen. Dies ging einher mit einer angemessenen Emanzipation von den dort vorhandenen Erwartungen und Ansprüchen. Erst dann lernte ich, die empfangenen Ressourcen zu wertschätzen und in meiner Arbeit zu integrieren.
  7. Apotheose: Der bekannte US-amerikanische Lifecoach Tony Robbins beschreibt die drei Schritte eines Entwicklungsprozesses wie folgt:
    – You have the impression that life is happening at you.
    – You feel that life is happening for you.
    – You realise that life is happening through you.
    Ich begann, immer öfter – gerade in meinen Aufstellungen und Coachings – das Gefühl zu haben, dass die Dinge durch mich – und nicht von mir – kommen. Dass ich dann im Dienst etwas Höherem stehe. Kostbare Momente.
  8. Höchste Prüfung und Erhalt des Elixiers: Es kam der Moment, an dem mich meine Mentoren nicht mehr begleiten konnten, an dem  ich meinen ganz eigenen Weg gehen musste. Denn sonst wäre WildWechsel nie mehr gewesen als ein müder Abklatsch ihrer Institute. Und ich nie mehr als eine bestenfalls mittelmäßige Kopie großartiger NLP-Lehrer. Ich musste meine eigene Vision entwickeln – für WildWechsel und für mich als Lehrcoach und Lehrtrainerin. Eine neue Identität musste auferstehen.
  9. Freiheit zum Leben: Durch das neue, wirklich eigene Selbstverständnis habe ich nach vielen Jahren eine neue Freiheit gefunden, mein Leben zu leben. Jetzt helfen mir diese – ursprünglich oft schmerzlichen – Erfahrungen, meine Coaching-Klienten und die Teilnehmer der NLP- und Coaching-Ausbildungen auf ihren eigenen, spannenden Heldenreisen zu begleiten.

Und so hat mich das Leben gelehrt, dass der Pfarrer mehr als fünf Jahrzehnten und das Johannes-Evangelium doch recht hatten. Erst kommt der Tod, dann die Auferstehung und dann das Leben. Diesen Wissen lässt mich meinen zukünftigen Heldenreisen, der ewigen Wiederkehr von Auferstehung und Leben, gelassener entgegen schauen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein frohes Osterfest, das Fest der Auferstehung und eine erfolgreiche Fortsetzung Eurer aktuellen Heldenreise.

Herzliche Grüße

Susanne

PS Die Heldenreise biete ich in der Zwischenzeit auch (mindestens) 1x jährlich als Seminar an. Gerade hat eine wundervolle Gruppe von Heldinnen und Helden sie erfolgreich abgeschlossen. Setz‘ dich gerne jetzt schon auf die Warteliste für nächstes Jahr.

Und wenn du dir die Zeit bis dahin mit Lektüre vertreiben möchtest, hol dir jetzt mein E-Book „Wie du deine Berufung verfehlst und garantiert unglücklich wirst“. Du erfährst, worum es bei deiner Berufung in der Tiefe wirklich geht (und worum eben nicht). Wir räumen mit den häufigsten Missverständnissen in Bezug auf Berufung auf. Und du begleitest die Held*in Ramona auf ihrem Weg in ein erfülltes Leben (und erhältst vielleicht wichtige Impulse für deinen eigenen Weg)

Wie ich mit der Walt-Disney-Strategie meine Work-Life-Balance zurückeroberte

Am 12. April 2020 traf mich ein Schicksalsschlag, der mein Leben aus den Angeln hob. Mein geliebter Mann, Klaus, starb. Er war nicht nur die Liebe meines Lebens, sondern seit 2017 auch beruflich mein Partner. Es sollte anderthalb Jahre dauern, bis ich mir schließlich mit der Walt-Disney-Strategie eine neue Work-Life-Balance eroberte.

Corona, 70-Stunden-Woche und ein … Verband (mir fehlen immer noch die Worte)

Erst im Sommer 2019 hatten wir das wunderschöne Institut in Frankfurt-Fechenheim bezogen. 255 qm, sonnige Dachterrasse, Räume für die Arbeit in Kleingruppen, reichlich Parkplätze. Genauso, wie ich es mir immer erträumt hatte. Weit über 100.000 Euro hatte ich investiert.

Dann – fast zeitgleich – war Klaus tot, das Institut wegen Corona geschlossen (die Banken nicht – Mieten und Gehälter wurden weiter abgebucht) und der Verband, auf den ich mich damals fokussierte, überlegte in seinen Gremien, wie er „große Institute behindern könnte ….“. Zum einen sah ich es als Kompliment, dass WildWechsel zu den großen NLP-Instituten des Landes zählte (das tat es schon länger – hatte ich nur irgendwie nicht mitbekommen). Zum anderen hatte ich den Eindruck, plötzlich an allen Fronten um meine Existenz kämpfen zu müssen.

Das Geschäftsmodell musste von jetzt auf gleich auf online umgestellt werden (das dafür notwendige Wissen hatte ich mir in den zwei Jahren davor angeeignet, weil klar war, das Online-Seminare zukünftig an Bedeutung gewinnen würden). Die Curricula mussten angepasst, neue Trainer gewonnen werden. Etc. etc. etc.

Und den Verlust musste ich ja auch irgendwie verkraften.

Oft arbeitete ich 70 Stunden die Woche. Weinte und arbeitete und weinte und arbeitete. Vernachlässigte Freunde, Gesundheit und Familie.

Und ja, NLP half mir, durchzuziehen und alles irgendwie zu bewältigen. Finanziell sogar sehr erfolgreich. Trotzdem war ich nach anderthalb Jahren völlig durch. So wollte ich es nicht mehr. Doch wie sollte es weitergehen?

Die Walt-Disney-Strategie muss her

Ich beschloss: Alles muss auf den Prüfstand. Vielleicht wollte ich ja gar kein NLP in Fechenheim mehr machen? Sondern Yoga auf Bali? Oder Tantra auf Mallorca?

Wie sollte ich auf diese Fragen eine Antwort finden? Als NLPlerin gab es für mich nur eine Option: Die Walt-Disney-Strategie musste her.

Mit der Walt-Disney-Strategie haben Bandler und Grinder, die Begründer des NLP, modelliert, wie Walt Disney vorgegangen ist, wenn er neue Projekte in die Welt bringen wollte. Sie sprachen mit alten Weggefährten und langjährigen Mitarbeitern von ihm. Und immer wieder hörten sie, dass es eigentlich nicht einen Walt gab, sondern drei:

  1. Walt, den Träumer. Mit ihm hatte man es zu tun, wen man ihn auf seiner Ranch traf und mit einem guten Whiskey im Glas vom nächsten Projekt träumte. Die nächste Vision entwarf.
  2. Disney, den Realisten traf man im Konferenzraum, wenn es darum ging, Zahlen, Daten und Fakten zu sammeln, um die Vision von Walt Wirklichkeit werden zu lassen.
  3. Die Aufgabe des wohlwollenden Mentor (Kritiker) war es, die Überlegungen des Visionärs und des Realisten wohlwollend auf ihre Belastbarkeit zu hinterfragen und ggf. konkrete Vorschläge zu machen, wie beide noch besser werden konnten.

Jede der drei Positionen der Walt-Disney-Strategie ist unabdingbar, wenn man seine Träume und Visionen Wirklichkeit werden lassen will. Nur so kann sich Kreativität frei entfalten, ohne von einem nörgelnden inneren Kritiker zu einem zu frühen Zeitpunkt mundtot gemacht zu werden. Eine ausführliche Beschreibung des Formats findest du in meinem „Großen Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner & Coach“.

Meine Visionärin tritt auf den Plan

Gesagt, getan. Ich nahm mir einige Tag Zeit, legte in meinem Institut Papier und Stifte zurecht und kochte mir eine große Kanne Tee. Dann ging die Arbeit los.

Ich schlüpfte zuerst in die Rolle der Visionärin. Dazu erinnerte ich mich daran, wann ich schon einmal groß geträumt hatte. Das war der Moment, als ich zum ersten Mal von WildWechsel geträumt hatte – an einem lauen Sommertag, auf meiner Dachterrasse, bei einer Weißwein-Schorle. Ich versetzte mich zurück in den Augenblick und erlaubte meiner Fantasie, frei zu fließen.

Ich stellte mir vor, wie es sich anfühlen würde, das Institut zu schließen und nach Bali auszuwandern. Brrr, alles sträubte sich in mir.

Ich stellte mir vor, wie ich das Institut verkleinern und zukünftig nur noch 1:1-Coaching anbieten würde. Gähnende Langeweile machte sich in mir breit (nicht falsch verstehen: ich liebe 1:1-Coachings, aber ich liebe eben auch die Arbeit mit Gruppen).

Ich stellte mir vor, dass ich WildWechsel weiter ausbauen würde. Aber skalierbar, so dass ich die Aufgaben sukessive auf mehr Schultern verteilen würde. Und Bücher schreiben. Und Online-Kurse entwickeln. So dass ich zukünftig weiter meine geliebte Arbeit mit Gruppen hätte und gleichzeitig mehr Zeit für mich und meine Hobbies. Mein Herz jubelte und ich wusste: Das ist mein Weg.

Und so war mir klar: Nein, ich will nicht alles über den Haufen werfen. Ich will meinen Weg weiter gehen. Aber mit einigen entscheidenden Anpassungen. Evolution statt Revolution.

Meine Realistin übernimmt die Feinplanung

Am nächsten Tag hatte ich mich mit meiner inneren Realistin verabredet. Dem Persönlichkeitsanteil in mir, der für Zahlen, Daten, Fakten zuständig ist.

Ich analysierte die Schritte, um das weiterentwickelte WildWechsel und meine neue Work-Life-Balance Wirklichkeit werden zu lassen. Schnell war klar: Viele kleine Schritte machen einen langen Weg. Also priorisierte ich:

  • Bei WildWechsel würde ich mit einem Buch anfangen, bevor dann die Online-Kurse dazukommen würden. Im Spätsommer 2021 unterschrieb ich den entsprechenden Vertrag mit dem Verlag und im Sommer 2022 erschien dann „Das große Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner/Coach“ mit 520 Seiten, über 100 farbigen Abbildungen und mehr als 120 NLP-Formaten. Bei Amazon in der Zwischenzeit regelmäßig auf der Top-Ten-Liste der NLP-Literatur.
  • Dafür würde ich nicht mehr alle Ausbildungen gleichzeitig anbieten, sondern manche würden sich jährlich abwechseln.
  • Für meine Gesundheit würde ich eine Personal-Trainerin engagieren, um so gezielt an meinen Schwachpunkten (und meinem inneren Schweinehund) zu arbeiten. Seit Dezember 2023 treffe ich mich regelmäßig mit der wunderbaren Bonnie.
  • Ich würde wieder mit dem Malen anfangen. Am vorletzten gemeinsamen Abend mit Klaus hatte ich gemalt, während er auf der Dachterrasse saß und wir uns durch die geöffnete Tür unterhielten. Einfach wunderschön. Die Erinnerung daran schmerzte so sehr, dass ich die Pinsel seit 18 Monaten nicht angerührt hatte. Jetzt merkte ich: Ich will diesen Teil meines Lebens zurück. Ab sofort würde ich mir wieder Malkurse buchen. Hier ein Ergebnis aus dem Frühjahr 2023 (Pastell auf Papier auf Holztisch :-)):

Meine innere Mentorin überwacht den Fortschritt und sagt: Du brauchst ein größeres Team

Schließlich kam meine innere Mentorin ins Spiel. Sie betrachtete meine Pläne und Ziele wohlwollend kritisch. Und sie sagte: Das Team muss weiter auf- und ausgebaut werden. Und so kamen nach Vanessa und Larissa auch Sia und Juliane an Bord (Thorsten und Detlef sind natürlich weiterhin dabei). So schön, dass Ihr alle da seid. 🙂

Aktuell suche ich Unterstützung im Bereich Content Management und Social Media. Wenn du also etwas von NLP und Schreiben verstehst (oder einen kennst, der jemanden kennt …..), dann schau doch mal hier.

Meine innere Mentorin überwacht außerdem weiterhin, dass ich genug Zeit für Pausen einplane. Seit neuestem stehen wieder regelmäßige Städtetrips auf dem Programm. Das nächste Ziel hier heißt Hamburg mit der Caspar-David-Friedrich-Ausstellung und einem Annett-Louisan-Konzert in der Elbphilharmonie. Freue mich über deine Empfehlungen, welche Städte ich unbedingt als nächstes besuchen muss?

Die Walt-Disney-Strategie: Dankbarkeit für NLP und die Menschen in meinem Leben

Heute, gut anderthalb Jahre nach meinem Tiefpunkt, gibt es eine neue Work-Life-Balance in meinem Leben. Mit mehr Bewusstheit, mehr Demut und mehr Weichheit. Und viel Neugier, wie wohl die nächsten Schritte sein werden. Es bleibt spannend.

An dieser Stelle möchte dich ermutigen, die Walt-Disney-Strategie selbst auszuprobieren, wenn du vor Herausforderungen stehst oder nach neuen Perspektiven suchst. Manchmal liegt die Lösung näher, als wir denken, und es braucht nur ein wenig Kreativität und Mut, um sie zu finden.

Bleib stark und lass dich nicht von Rückschlägen entmutigen. Das Leben ist eine Reise voller Höhen und Tiefen, aber am Ende lohnt es sich immer, für seine Träume zu kämpfen.

In diesem Sinne sende ich dir liebe Grüße und die besten Wünsche für deine eigene Reise der Persönlichkeitsentwicklung.

🧡 Herzlichst

Deine Susanne

PS Eine ausführliche Anleitung für die Walt-Disney-Strategie findest du im „Großen Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner/Coach“. Hier kannst du es direkt bestellen.   Viel Spaß und Erfolg bei der Anwendung!

PS II Wenn du deinen Weg nicht alleine gehen willst, sei bei der nächsten Ausbildung zum NLP-Practitioner/Coach dabei. Wir starten wieder am 19. April 2024. Hier geht’s direkt zur Anmeldung.

Die Macht des Anker-Setzens

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich mich an die Anfänge meiner Reise durch die Welt des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) erinnere. ⚓️ Ja, tue ich. Sehr gut sogar. Es war die Macht des Anker-Setzens.

Es war vor 17 Jahren. Ich arbeitete noch im Konzern. Die Gespräche mit meinem Chef waren für mich die volle Hölle. Ich hatte den Eindruck, ihm nichts rechtmachen zu können. Ich litt unter Ängsten, hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen und schlief oft schlecht. 😧

Da lernte ich während eines NLP-Workshops das Konzept des Anker-Setzens kennen. Ich wollte es ausprobieren (wie du vielleicht weißt, bin ich von Haus aus sehr neugierig 😉).

Diese Entscheidung stellt sich als eine der besten meines Lebens heraus. 🚀

Für das Anker-Setzen erinnerte ich mich intensiv an einen Moment in meinem Leben, in dem ich mich selbstbewusstkraftvoll und gleichzeitig ruhig gefühlt hatte.

Während ich mich an diese Situation erinnerte, legte ich meine Hand auf meine Brust und hielt sie dort für einige Augenblicke. Dieser einfache Akt des Berührens wurde zu meinem Anker, meinem persönlichen Auslöser für Selbstvertrauen, Ruhe und Stärke.

Und ich spürte: ich konnte das erste Mal seit Monaten wieder frei atmen. 🗽

Die Macht meines Ankers begleitet mich bis heute

In den folgenden Tagen und Wochen führte ich dieses Ritual immer wieder durch, insbesondere vor Gesprächen mit meinem Vorgesetzten.

Und ich war erstaunt über die Ergebnisse: Selbst in den schwierigsten Momenten konnte ich durch das Berühren meines Ankers meine Unsicherheit überwinden und mit größerer Gelassenheit und Entschlossenheit auftreten.

Die Macht des Anker-Setzens wurde zu einem mächtigen Werkzeug, das mir half, meine beruflichen Herausforderungen zu meistern und meine Ziele zu erreichen. 💫

💎 Es zeigte mir, wie viel Macht wir über unsere eigenen emotionalen Zustände haben und wie wir diese Macht nutzen können, um unser Leben zu verbessern.

⭐️ Für mich stand fest: Davon will ich mehr. 🔥 Meine Reise in die Welt des NLP hatte begonnen.

Deswegen ist für mich der Momentin dem ich das Setzen von Ankern heute in meinen NLP-Practitioner-Ausbildungen unterrichte, immer ein ganz besonderer Moment. 

Du willst auch so ein magisches Instrument, um dich auf Knopfdruck in bessere Zustände zu katapultieren? Die nächste Ausbildung zum NLP-Practitioner/Coach startet am 19. April.

Melde dich bis zum 19. März an und genieße Frühbucher-Rabatt.

🧡 Herzlichst

Susanne

PS Bist du schon zu meiner kostenlosen NLP-Masterclass „Löse die Fesseln der Vergangenheit – finde inneren Frieden“ ab 11. März angemeldet? Hier kannst du dich noch anmelden. Ein intensiver Kick-Off-Workshop, 6 Coaching-Videos und eine Abschluss-Session erwarten dich.

Und der NLP-Infoabend, von dem ich dir im letzten Newsletter erzählt habe, findet am 14. März statt. Dafür kannst du dich hier anmelden (du bevor du fragst: du kannst natürlich auch bei allen drei Events dabei sein 😍)

Der stille Schatten – 5 Anzeichen für Trauma im Beruf

Am Wochenende checkst du ständig deine Emails? Du willst auf keinen Fall etwas Wichtiges verpassen? Am liebsten würdest du auch die Arbeit deiner Kollegen noch kontrollieren, weil du sicherstellen willst, dass die neue SAP-Einführung wirklich gelingt? Das sind mögliche Anzeichen für Trauma im Beruf.

Doch es gibt noch mehr: Du nimmst in Kauf, dass deine Gedanken selbst beim Saunagang mit den besten Freunden noch um den Job kreisen? Du schläfst schlecht, fühlst dich morgens wie gerädert und stehst ständig unter Stress?

Und damit nicht genug: Du machst dir für all das auch noch selbst Vorwürfe. Du hast Angst, in einen Burnout oder eine Depression zu rutschen und findest, du solltest mehr entspannen? Doch es geht nicht?

Damit bist du nicht allein. Das geht vielen so.

Erkennen ist der erste Schritt zur Veränderung

Aber wenigen ist bewusst, dass hinter der Sehnsucht nach Kontrolle, der ständigen Anspannung und den Schwierigkeiten abzuschalten, ein Trauma stecken könnte. Das zu erkennen wäre jedoch wichtig, um a) nachsichtiger mit sich selbst zu sein und b) gezielt etwas verändern zu können.

Zunächst: Was verstehen wir unter einem Trauma?

Der Begriff bezeichnet ein Erlebnis, für das wir zu dem Zeitpunkt, als es sich ereignet hat, keine psychischen Ressourcen für seine Verarbeitung hatten. Und in dem wir uns weder wehren noch dem wir uns entziehen konnten. Offensichtlich kommen wir umso häufiger in solche Situationen, je jünger wir sind.

Ein Beispiel: Ein Kind wird von seinem Vater beim Abendessen angeschrien, weil es Milch verkleckert hat, und danach in sein Zimmer gesperrt. Es kann sich weder verbal wehren noch kann es sagen „Ich geh und treffe mich mit Paul. Ich komm‘ erst wieder, wenn du, Papa, dich beruhigt hast.“

So fährt seine Psyche ein Selbstschutzprogramm und schiebt die Erinnerung an den Ausraster des Vaters und/oder die damit verbundenen Gefühle ins Unterbewusste. Es sitzt zwar immer noch allein in seinem Kinderzimmer, doch es tut wenigstens nicht mehr so weh.

5 Anzeichen von Trauma im Beruf

Doch woran erkennst du nun Trauma im Beruf? Hier 5 Anhaltspunkte:

  1. Vermeidungsverhalten:

Menschen mit ungelösten Traumata meiden bestimmte Aufgaben oder Situationen, obwohl sie objektiv betrachtet alle Voraussetzungen dafür mitbringen. So kann die Präsentation vor dem Management Board als unüberwindbare Hürde erscheinen. Oder das Treffen einer längst überfälligen Projektentscheidung. Oder die Übernahme von Führungsverantwortung.

Woran das liegt? Unbewusst erinnern sie diese Aufgabe an Situationen, in denen sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. So kann Redeangst in einem Grippespiel im Kindergarten wurzeln. Man verhaspelte sich mit dem Text und wird nie Muttis Gesichtsausdruck vergessen, die am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre.

  1. Starkes Kontrollbedürfnis:

Das Bedürfnis, die Kontrolle zu behalten über sich selbst, das eigene Verhalten, das eigene Aussehen, aber auch die Mitarbeiter*innen, laufende Projekte und oder die Arbeit von Kollegen.

Dieses Kontrollbedürfnis resultiert oft daraus, dass du in deiner Kindheit viel zu früh Verantwortung übernehmen musstest – für den kleinen Bruder, die Laune von Papa oder den Alkoholkonsum von Mutti. Und wenn das nicht gelang, hagelte es Vorwürfe.

Die Sehnsucht nach Kontrolle ist der (unbewusste) Versuch, Ärger zu entgehen und Anerkennung zu erhalten.

  1. Rückzug und soziale Isolation:

Die hochgezogene Augenbraue deines Chefs reicht und du würdest dich am liebsten den ganzen Tag in deinem Büro vergraben? Rückzug ist ein typisches Merkmal für kindliches Trauma, weil dies oft die einzige Reaktionsmöglichkeit des Kindes ist, sich schwierigen Situationen zu entziehen.

Und im Erwachsenenleben gilt dann: Gelernt ist gelernt. Und wir ziehen uns auch da zurück, wo wir längst über andere Verhaltensoptionen verfügen würden. Doch wir kommen gar nicht auf die Idee, das Gespräch zu suchen ……

  1. Permanente Anspannung, Stress bis zum Burnout:

Wenn du in einem Umfeld aufgewachsen bist, das schwierig einzuschätzen war, wo sich jederzeit (gefühlte) Katastrophen ereignen konnten, hast du gelernt, ständig auf der Hut zu sein. Um drohende Gefahren möglichst frühzeitig zu erkennen. So konntest du als Kind dem Streit der Eltern oder dem Ärger mit der älteren Schwester aus dem Weg gehen.

Heute führt es dazu, dass du ständig deinen Radar ausgefahren hast. Ständig checkst, wie die Laune deines Chefs ist. Wie die Stimmung deiner Mitarbeiter und der Leiterin HR ….. So fällt es dir sehr schwer, zu entspannen.

  1. Instabiles Selbstbewusstsein

Kennst du das: Du schließt erfolgreich einen großen Kundenauftrag ab und fühlst dich wie der König der Welt. Da guckt dich ein Kollege schräg an und in Nanosekunden kollabiert dein Selbstbewusstsein und du fühlst dich wie der letzte Versager?

Diese Instabilität des Selbstbewusstseins ist ebenfalls ein wichtiger Trauma-Hinweis. Betroffene haben immer wieder Kränkungen ihres Selbstwertgefühls erlebt („Mama, ich habe eine 2 in Mathe geschrieben!“ „Sind die Noten heute verlost worden?“). so sind Persönlichkeitsanteile in dir entstanden, die sehr unsicher und verletzlich sind.

Da sich das auf Dauer echt doof anfühlt, bilden wir zur Kompensation Persönlichkeitsanteile in uns, die sich stark, überlegen und unverletzlich fühlen. Und dann schwanken wir zwischen diesen beiden Extremen. Auf Dauer echt anstrengend.

Hast du dich bei dem ein oder anderen Anzeichen für Trauma im Beruf wiedererkannt? Dann ist es jetzt Zeit auszusteigen.

Möglicherweise erschreckt dich der Gedanke, selbst Traumata erlebt zu haben, zunächst. Jedenfalls ging es mir damals so, als ich begann, mir meine alten Wunden einzugestehen.

Die gute Nachricht: Es gibt heute wirksame Möglichkeiten, die alten Verletzungen zu heilen und so neue Freiheit im Beruf zu gewinnen (und – Achtung Spoiler – auch dein Privatleben wird davon profitieren). Es wird dich jetzt nicht wundern zu hören, dass systemisches NLP dich dabei wirkungsvoll unterstützen kann.

Hier drei Vorschläge, was du tun kannst, um dich dem Thema „Trauma und wie ich es überwinde“ zu nähern:

✍️ Vorschlag 1: Journaling. Nimm dir Zeit, deinen Arbeitstag Revue passieren zu lassen. Schreib auf, wo du dir selbst im Wege stehst. Wo Gefühle drohen, dich zu überschwemmen. Und wo du dich nicht so verhalten hast, wie du es gerne wolltest. Beispiel: Du möchtest eigentlich deine Meinung gegenüber deiner Vorgesetzten äußern, doch du bekommst wieder mal keinen Ton raus.

So bekommst du einen Überblick über wiederkehrende Muster und Situationen. Und du gewinnst ein Gefühl dafür, wo du schon sehr gut und erfolgreich agierst und wo du dir vielleicht Unterstützung wünschst.

Eine wertvolle Starthilfe für einen erfolgreichen Coachingprozess.

👣 Vorschlag 2: Gönn‘ dir Unterstützung. Du musst den Weg nicht allein gehen. Mit jemandem, der sich auskennt an deiner Seite, wird vieles leichter und schneller.

Ein erfahrener NLP Coach kennt sich damit aus, wie vergangene Verletzungen erkannt und geheilt werden können. Oft wird es viel schneller gehen, als du am Anfang erwartest.

🪄 Vorschlag 3: Selbstmanagement. Lerne, deine Gedanken und Gefühle zu steuern und so deine Trauma zu heilen. Neue Selbstwirksamkeit im Beruf und innerer Frieden in der Freizeit sind die Belohnung. Schon bald wirst du den Saunagang mit deinen Freunden wirklich genießen.

Wie du das machst? Meine systemische Ausbildung zum NLP-Practitioner bei Wildwechsel ist so aufgebaut, dass du kontinuierlich deine Selbstwirksamkeit steigerst. Du erlernst Instrumente, um auch in anspruchsvollen Situationen erfolgreich zu kommunizieren. Mit dir und anderen.

Du lernst, deine Gefühle zu regulieren und so zu agieren, wie du das in der jeweiligen Situation wirklich möchtest. Dich endlich durchsetzen bei der anstehenden Umstrukturierung. Deine Leistung endlich sichtbar machen. Und gleichzeitig erfolgreich Grenzen setzen. All das lernst du in der Ausbildung zum systemischen NLP-Practitioner.

Nebenbei wirst du auch noch eine Menge Spaß haben und supernette Leute kennenlernen. Schon bald wird das Thema „Anzeichen für Trauma im Beruf“ für dich Vergangenheit sein.

Du willst mehr erfahren? Dann klick hier und hol‘ dir Infos zur systemischen NLP-Practitioner-Ausbildung:

https://www.wildwechsel.biz/nlp-ausbildungen-in-frankfurt/nlp-practitioner-ausbildung/

Willst du noch mehr über die Hintergründe von Traumata erfahren?

Die findest du in meinem Buch „Das große Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner & Coach“.

Klicke hier und bestelle es jetzt. Du hältst es schon in wenigen Tagen in den Händen und kannst mit der Lektüre beginnen.

Dir hat der Artikel gefallen und du kennst jemanden, für den er ebenfalls interessant ist? Dann leite ihn gerne weiter.

🧡 Herzlichst

Susanne

 

Wo geht systemisches NLP über NLP hinaus? wie kann es Trauma heilen? Interview mit Sebastian Isserstedt

Im Januar hatte ich das Vergnügen, von Sebastian Isserstedt, Inhaber von Brainhacker Coaching, zum Interview auf seinen YouTube-Kanal eingeladen zu sein.

Er hatte mein neues Buch, das große Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner/Coach, gelesen und wollte mit mir darüber sprechen, wo systemisches NLP über ‚einfaches‘ NLP hinausgeht und wie man es einsetzen kann, um Trauma zu heilen. vielen Dank für die Initiative, lieber Sebastian.

Das große Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner/Coach kannst du direkt hier bestellen.

Und nun viel Spaß beim Video.

🧡 Herzlichst

Deine Susanne

PS Du hast ein Thema, über das ich das nächste Mal mit Sebastian sprechen kann? Lass es uns sehr gerne wissen.

Diagnose Krebs: Wie NLP und Familienaufstellungen helfen können

Diagnose Krebs: Wie NLP und Familienaufstellungen helfen können

Anlässlich des Weltkrebstags 2021 möchte ich etwas dazu sagen, wie NLP und Familienaufstellungen helfen können, mit dieser Diagnose klarzukommen.

Rein statistisch gesehen müssen wir davon ausgehen, dass heute jede*r Zweite im Laufe seines Lebens einmal an Krebs erkrankt. Also kann man annehmen, dass jede*r von uns mindestens jemanden kennen wird, der ihm nahesteht und den dieses Schicksal trifft.

In dem Moment der Diagnose wird es sich vielleicht anfühlen, als wäre man von einem Tsunami getroffen. Jedenfalls ging es mir so, als ich vor 3 ½ Jahren die Diagnose Brustkrebs bekam.

Doch wenn die erste Schockwelle erstmal abgeebbt ist, kann man tatsächlich viel tun, um die Behandlung und die Genesung mental erfolgreich zu unterstützen. Das Wissen, das ich während meiner Erkrankung gesammelt und danach genutzt habe, um viele Klient*innen zu unterstützen, möchte ich heute mit dir teilen.

Stärkung der eigenen Ressourcen

Alles beginnt damit, dass wir auch und gerade in herausfordernden Zeiten einen guten Zugang zu unseren Ressourcen brauchen. Nur allzu leicht passiert es gerade in unseren Krisen, als ob wir nichts hätten, was wir den Dingen entgegensetzen können. Wir alle verfügen über ein unendliches (das meine ich wirklich so!!) Reservoir an Erfahrungen, Kenntnissen und Talenten, die uns jetzt helfen, uns nach vorne zu bringen.

Zu meinen wichtigsten Stützen in dieser Zeit zählten:

  • Meine Dickköpfigkeit und mein Trotz: Ich war nicht über die Jahrzehnte so weit gekommen, um mich jetzt von einem miesen Zellhaufen besiegen zu lassen
  • Meine Ausdauer: So ungeduldig ich manchmal sein kann, so bin ich doch ein Langstreckenläufer, wenn es darauf ankommt. Hier half meine Überzeugung, dass jede Ewigkeit endlich ist (und auch eine Chemo-Therapie dauert nur sechs Monate).
  • Meine Kuscheljacke: Für blöde Arztbesuche und das Warten in zugigen Fluren gönnte ich mir eine warme Kuscheljacken, die mir – kaum hatte ich sie an – regelmäßig das Gefühl von Geborgenheit vermittelte.

Meine Empfehlung: Mach dir eine lange Liste mit deinen Ressourcen und überleg dir täglich, welche davon du heute an den Start bringen möchtest (das ist übrigens ohne Krankheit eine gute Idee ).

Einschränkende Glaubenssätze in Bezug auf Gesundheit entmachten, stützende Glaubenssätze aktivieren

Als nächstes gilt es, die eigenen Glaubenssätze zu durchforsten. Da wir Menschen gerne Recht haben, sorgen wir – unbewusst – dafür, dass das, was wir glauben, dann auch Realität wird.

Das gilt grundsätzlich. Doch wenn ich einschränkende Glaubenssätze in Bezug auf meine Gesundheit und meine Fähigkeit, wieder gesund zu werden habe, ist das natürlich besonders fatal. Wer also überzeugt ist, dass der Krebs ihn umbringen wird, wird sich voraussichtlich schwerer tun, zu überleben, als jemand, der davon ausgeht, dass er diesem Zellhaufen die Stirn bieten wird.

Das gleiche gilt auch für die Verträglichkeit der Chemotherapie. In diesen Monaten in der onkologischen Tagesklinik konnte ich viele Beispiele für self-fulfilling prophecies beobachten. Diejenigen, die schon am Anfang der Behandlung erwarteten, dass sie sie sehr schlecht vertragen würden und die mit vielen Nebenwirkungen rechneten, sollten oft Recht behalten. Und umgekehrt war es genauso: Diejenigen, die davon ausgingen, dass sie schon irgendwie Wege finden würden, um gut durchzukommen, sahen sich auch oft bestätigt. Also wähle sorgfältig, in welche Gruppe du gehören möchtest.

Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Das soll auf gar keinen Fall heißen, dass jemand, der Schwierigkeiten mit der Therapie hat, immer selbst schuld ist. Doch ich bin davon überzeugt, dass wir es in der Hand haben, die Wahrscheinlichkeiten zu beeinflussen …… Dies bestätigte sich in den vergangenen Jahren übrigens auch in den Gesundheitscoachings, in denen ich viele Klient*innen mit entsprechenden Diagnosen begleitet habe.

Systemische Verstrickungen hinter der Erkrankung verstehen und auflösen

Im nächsten Schritt lohnt es sich, die systemischen Verstrickungen anzuschauen. Denn häufig sind Erkrankungen auch Ausdruck von systemischen Verstrickungen.

Grundsätzlich versucht ein Familiensystem einen Ausgleich von Schuld und Sühne herzustellen. Dabei umfasst ein Familiensystem meiner Erfahrung nach rund sieben Generationen. Da es hier hauptsächlich um die direkte Linie der Nachfolge geht, reden wir von ca. 256 Sippenmitgliedern.

Und da wir eine Generation mit ca. 30 Jahren ansetzen, erstreckt sich der relevante Zeitraum über gut 200 Jahre, also etwa von 1800 bis heute. In diesen Zeitraum fallen also nicht nur die zwei großen Weltkriege, sondern auch unzählige weitere kriegerische Auseinandersetzungen, Hungersnöte und Naturkatastrophen. Dazu kommen die menschlichen Dramen wie unerwiderte Liebe, gescheiterte Ehen, früh verstorbenen Kinder und Gewalt.

Wie muss ich mir einen solchen Ausgleich von Schuld und Sühne nun vorstellen? Eine Dynamik, die ich in der Arbeit häufig sehe, hat ihren Ursprung in ungesühnten Kriegsverbrechen. Nehmen wir an, der Großvater war an der Deportation von Menschen in Konzentrationslager beteiligt, Männer, Frauen, Kinder. Und hat sich widerrechtlich an deren Besitz bereichert. Er hat jedoch nie für diese Kriegsverbrechen gesühnt. Dann ist es wahrscheinlich, dass ein Nachfahre stellvertretend für die Verbrechen seines Vorfahren sühnt. Er tut dies, indem er auf Lebenschancen verzichtet, auf Glück, Erfolg – oder eben Gesundheit.

Dann ist es für die Genesung oft unglaublich hilfreich, wenn diese Vergehen ans Licht kommen.  Die Verantwortung kann dorthin zurück, wo sie hingehört – zu dem, der die Taten verübt hat. So muss kein Nachfahr sie mehr schultern. Des Weiteren ist es wichtig, das Leid der Opfer bewusst anzuerkennen. Daraufhin können die Sühneprogramme, denen der Erkrankte unbewusst folgte, aufhören.

Ich bin mir bewusst, dass dies für den ein oder anderen Leser eventuell etwas abstrakt klingen wird und nicht wirklich in unser individualistisches Weltbild passt. Das ist für mich in Ordnung. Ich lade dich dazu ein, dir das aus meinen Erfahrungen zu nehmen, was für dich im Moment hilfreich ist.

Gleichzeitig erlebe ich in meiner Arbeit einfach zu oft, dass es gerade das Auflösen der systemischen Verstrickungen ist, das den entscheidenden Beitrag zur Genesung leistet, als dass ich nicht darüber sprechen könnte.

Entscheidung über die Therapieoptionen

Oft stellt sich nach einer Krebsdiagnose auch die Frage, welche der möglichen Therapieoptionen individuell die richtige ist. In der ärztlichen Beratung erhält man selbstverständlich den Vorschlag, der – statistisch untermauert – die höchste Aussicht auf Erfolg hat.

Dies muss sich jedoch nicht immer für die eigenen, individuelle Wirklichkeit stimmig anfühlen. Manche Klient*innen wünschen sich mehr Sicherheit für die eigene Entscheidung. Auch hier können Aufstellungen wirkungsvoll darin unterstützen, für den eigenen, individuell richtigen Weg zu erlangen.

Zu diesem Zweck stelle ich gemeinsam mit meine*r Klient*in die verschiedenen Therapieoptionen, zwischen denen sich die/der Klient*in entscheiden möchte, auf. Wenn wir diese Arbeit zu zweit mittels auf dem Boden ausgelegter Bodenanker machen, ist der/die Klient*in immer eingeladen, selbst in die Bodenanker zu treten und so ein Gespür dafür zu entwickeln, wie sich die jeweiligen Optionen anfühlen.

Meist entsteht so innerhalb kürzester Zeit für die Klientin Klarheit darüber, wie sie ihre weitere Therapie gestalten möchte. Da sich dieser Weg nun für sie richtig und stimmig anfühlt, erlebe ich immer einen deutlichen Zuwachs an Zuversicht – und auch die nötige Motivation, um die schwierigen Phasen durchzustehen, die zum Beispiel Bestrahlung und Chemotherapie häufig mit sich bringen.

Unterstützung des sozialen Umfelds

Etwas, das sich in meiner Arbeit mit meinen Klienten auch als sehr wichtig herausgestellt hat, ist die Unterstützung des sozialen Umfelds. Denn natürlich leiden auch die Angehörigen, die Partner, die Kinder oder die Eltern. Diese haben natürlich auch die Angst. Sie fühlen sich tatsächlich oft noch hilfloser, noch ausgelieferter als der Erkrankte selbst. Weil sie eben häufig den Eindruck haben, nur wenig tun zu können.

 

Dann ist es sehr wichtig, die Angehörigen wieder mit der eigenen Kraft in Kontakt zu bringen, ihnen Möglichkeiten an die Hand zu geben, um die eigenen Ängste zu entmachten und ihre bestärkenden Glaubenssätze zu aktivieren.

Man kann viel tun – es lohnt sich

Ihr seht also: Man kann tatsächlich sehr viel tun, was unterstützt, um auch eine solch potenziell gefährliche Erkrankung wie Krebs zu überwinden und danach vielleicht sogar stärker, selbstbewusster und erfüllter im Leben zu stehen als vorher.

Meine Erfahrung: Es lohnt sich.

Wenn Ihr jemanden kennt, dem dieser Blog helfen könnte, dann teilt ihn selbstverständlich sehr gerne.

Solltet Ihr selbst Unterstützung in einer gesundheitlichen Krise benötigen, bin ich sehr gerne für Euch da.

Ruft mich an unter der 069 – 42 69 33 77 0 oder schreibt eine Email an info@wildwechsel.biz.

Herzliche Grüße

Eure Dr. Susanne Lapp

Wut – das Gefühl der Abgrenzung

Viele von uns mögen dieses Gefühl nicht: die Wut. Weder bei sich noch bei anderen. Dabei signalisiert uns die Wut etwas sehr Wichtiges: Sie signalisiert uns, dass eine Grenze von uns verletzt wurde. Wir müssen also unsere eigene Wut, unseren Ärger spüren können, um uns angemessen abzugrenzen.

Mehr über dieses wichtige Gefühl, was es uns sagen will und welche Ressourcen in ihm verborgen sind, erfährst du hier:

Wie du einen Angstgegner entmachtest – mit Dr. Susanne Lapp

Fühlst du dich immer wieder unbehaglich, eingeschüchtert oder gar ängstlich, wenn du an deinen Chef, Nachbarn oder an eine bestimmte Person denkst?  Susanne zeigt dir, wie du deine inneren Bilder entmachten kannst, so dass du zukünftig mit mehr innerer Gelassenheit in wichtige Gespräche gehst und mehr innere Gelassenheit erlebst.