Hokuspokus Fidibus – alles muss perfekt sein. Oder: Was haben Glaubenssätze mit Zaubersprüchen zu tun?

Hokuspokus Fidibus – alles muss perfekt sein. Oder: Was haben Glaubenssätze mit Zaubersprüchen zu tun?

Neulich saß ich im Straßencafé und beobachtete ein kleines Mädchen, das mit einem Teddy im Arm die Straße hinunterlief. Mit fester Stimme erklärte es dem Plüschtier: „Ich trete nur auf jede zweite Platte. Dann passiert uns nichts.“ Ich erinnerte mich an die Zeit in meiner eigenen Kindheit, als ich ebenfalls noch die Vorstellung hatte, durch Rituale wie dreimaliges Drehen um die eigene Achse das Wetter oder die Geschenke des Weihnachtsmannes beeinflussen zu können.

Die magische Phase der Kindheit

Alle Kinder durchlaufen diese sogenannte magische Phase. Sie beginnt im Verlauf des dritten Lebensjahres und beeinflusst das kindliche Denken und Handeln bis zum sechsten Lebensjahr. Die Kinder sind noch so klein, dass sie vieles nicht verstehen. Das verunsichert den Nachwuchs zutiefst. Durch Rituale und Zaubersprüche versuchen sie, die Dinge in ihrem Sinne zu beeinflussen. So erleben die Dreikäsehochs ein Gefühl der vermeintlichen Kontrolle über ihre Lebensumstände. Dies dämpft ihre Angst und vermittelt Sicherheit.

Glaubenssätze haben Macht

Während ich dem Mädchen mit dem Teddy hinterher sah, verstand ich, was diese magische Phase der ersten Lebensjahre mit unseren Glaubenssätzen zu tun hat. Mit dem Begriff »Glaubenssätze« bezeichnen wir verallgemeinerte Überzeugungen über uns und die Welt. Schon oft hatte ich bei mir und anderen beobachtet, welche enorme Macht unsere Glaubenssätze über uns haben. So lautete lange Zeit einer meiner Sätze: „Ich muss immer stark sein.“ In schwierigen Situationen kam ich entsprechend gar nicht auf die Idee, mich anderen anzuvertrauen oder gar Unterstützung zu suchen. Kein Wunder, dass ich oft viel zu viel Energie investierte. Erst im Rahmen meiner eigenen NLP-Ausbildung nahm ich diesem Satz seine Kraft.

Glaubenssätze zaubern Gefühle weg – zumindest vermeintlich

Oft habe ich mich gefragt: „Woher rührt die unglaubliche Macht dieser Sätze?“ Ich bin der Antwort auf die Spur gekommen, indem ich mich selbst und meine Coaching-Klienten regelmäßig auffordere: „Stell dir vor, du verstößt gegen diesen Glaubenssatz. Was passiert dann in dir?“ Als Antwort wird fast immer ein unangenehmes, gar unerträgliches Gefühl beschrieben: „Ich merke, dass eine große Angst in mir hochsteigt.“ Oder: „Ich werde plötzlich sehr traurig.“ Die nächste Frage, die ich dann stelle: „Und was passiert, wenn du dich in deiner Vorstellung wieder penibel an den Glaubenssatz hältst?“ In aller Regel verschwinden Angst, Trauer, Wut oder Schuldgefühl. Sie werden einfach »weggezaubert«. Genauso, wie wir es uns als Kinder in unserer magischen Phase von unseren Zaubersprüchen erhofft haben. Und genau darin liegt ihre Kraft: Glaubenssätze schützen uns vor unangenehmen, gar unerträglichen Gefühlen – zumindest vermeintlich und zumindest eine Zeitlang.

Im nächsten Blog werde ich mich damit beschäftigen, wie Glaubenssätze entstehen und wie sie ihre einschränkende Wirkung entfalten.

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