NLP ist im 21. Jahrhundert wissenschaftlich gut fundiert – Offener Brief an Prof. Kanning

NLP ist im 21. Jahrhundert wissenschaftlich gut fundiert – Offener Brief an Prof. Kanning

Immer wieder wird NLP in den Medien als wissenschaftlich nicht fundiert dargestellt. 

Dies kann jedoch nur behaupten, wer die einschlägige, insbesondere neurowissenschaftliche, Forschung der vergangenen 40 Jahre nicht zur Kenntnis genommen hat. Deswegen habe ich einen neuerlichen Vorwurf in der Zeitschrift Impulse vom Juni 2021 zum Anlass genommen, einige Beispiele für die wissenschaftlichen Fundierungen des NLP in einem kurzen Überblick zusammenzustellen.



Diesen Offenen Brief an Prof. Kanning teile ich im heutigen Blogartikel mit dir. Vielleicht hilft dir ja das ein oder andere Argument für Diskussionen im beruflichen oder privaten Umfeld.

 

Sehr geehrter Herr Professor Kanning,

in diesem offenen Brief beziehe ich mich auf Ihre Aussagen in der Zeitschrift Impulse vom Juni 2021.

Dort werden Sie mit der Aussage zitiert „NLP ist extrem verbreitet“. Das stimmt. Jedes Jahr absolvieren mehrere Tausende Menschen in Deutschland NLP-Ausbildungen. Noch viel mehr kaufen entsprechende Bücher, hören einschlägige Podcasts oder schauen sich auf YouTube Videos mit einschlägigen Inhalten an. Man darf nur vermuten, dass sie dies tun, weil sie die entsprechenden Inhalte als hilfreich erleben.

Strebt ein Coach die Aufnahme in die Coaching Pools von Dax- und MDax-Unternehmen an, sehen viele Personalabteilungen eine NLP-Ausbildung sehr gerne.

Gleichzeitig hält sich hartnäckig das Gerücht, NLP sei nicht wissenschaftlich fundiert. So werden Sie in dem erwähnten Artikel mit der Aussage zitiert, dass grundlegende Konzepte des NLP schon in den 80er Jahren teils widerlegt worden seien.

Zum Glück hat sich in den vergangenen 40 Jahren viel getan und viele Aspekte des NLP sind in der Zwischenzeit längst wissenschaftlich fundiert. Eine kleine Auswahl der Erkenntnisse möchte ich Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten:

1. Zur wissenschaftlichen Fundierung des Spiegelns

Im NLP spielt das so genannte Spiegeln, also das Übernehmen des körpersprachlichen Ausdrucks meines Gegenübers,eine große Rolle beim Aufbau von Rapport. Als Bandler und Grinder das Spiegeln (Pacing auf Englisch) in den 70er Jahren erstmals beschrieben, war wissenschaftlich nicht zu begründen, wieso es zu so guten Ergebnissen führt, wie es NLP-Anwender überall auf der Welt immer wieder erleben.

Dies änderte sich auch nicht in den von Ihnen angesprochenen 80er Jahren.

Im Jahr 1992 jedoch beschrieb der Italiener Giacomo Rizzolati mit seinen Mitarbeitern erstmals das Phänomen so genannter Spiegelneuronen. Wikipedia schreibt dazu: „Dabei handelt es sich um Nervenzellen, die im Gehirn von Primaten beim „Betrachten“ eines Vorgangs das gleiche Aktivitätsmuster zeigen wie bei dessen eigener Ausführung.“

Seit 2010 sind diese Spiegelneuronen auch bei Menschen nachgewiesen. Auch wenn ihre Funktion noch nicht abschließend geklärt ist, geht man allgemein davon aus, dass sie für Imitation und Empathie eine große Rolle spielen. So schreibt es zum Beispiel die Grande Dame der deutschen Trauma-Therapie, Luise Reddemann, zusammen mit ihrer Co-Autorin in ihrem Buch „Gefühle besser verstehen“ von 2019.

Genauso, wie es beim Spiegeln im NLP seit den 70er Jahren beschrieben und gelehrt wird.

2. Die Hebbsche Regel und ihre Bedeutung für das Konzept des Ankerns im NLP

Anker nutzen wir im NLP, um Ressourcen „auf Knopfdruck zugänglich zu machen“. Durch einen Stimulus, also zum Beispiel die Berührung des Zeigefingerknöchels der linken Hand, wird ein Response, zum Beispiel ein Absinken des Muskeltonus und damit das Erleben einer Entspannung, ausgelöst. Entsprechende Beobachtungen von (zunächst unfreiwilligen) Stimulus-Response-Kopplungen beschrieben Bandler und Grinder ebenfalls bereits in den 70er Jahren und leiteten in ihren Arbeiten dann daraus ein Konzept ab, um diese Kopplungen bewusst zu implementieren und für den gezielten Ressourcenzugang nutzbar zu machen.

Ob sie die Arbeit des Psychologen Donald Olding Hebb und seine bereits 1949 in seinem Buch „The Organisation of Behavior“ formulierte Lernregel kannten, weiß ich nicht, aber Ihnen möchte ich sie nicht vorenthalten (ebenfalls zitiert nach Wikipedia): „Wenn ein Axon der Zelle A Zelle B erregt und wiederholt und dauerhaft zur Erzeugung von Aktionspotenzial in Zelle B beiträgt, so resultiert dies in Wachstumsprozessen oder metabolischen Veränderungen in einer oder in beiden Zellen, die bewirken, dass die Effizienz von Zelle A in Bezug auf die Erregung eines Aktionspotenzials in B größer wird. .. Je häufiger ein Neuron A gleichzeitig mit Neuron B aktiv ist, umso bevorzugter werden die beiden Neuronen aufeinander reagieren („what fires together, wires together“). Dies hat Hebb anhand von Veränderungen der synaptischen Übertragung zwischen Neuronen nachgewiesen.

„Als endgültige Bestätigung von Hebbs Thesen gelten die Experimente von Terje Lomo und anderen in den 1960er und 1970er Jahren und der direkte Nachweis der Veränderung von Signalübertragung als Teil des Mechanismus für Lernprozesse und Gedächtnis im Jahr 2014“. (ebenfalls Zitat Wikipedia). Genau diesen Mechanismus machen sich NLPler beim Setzen von Ankern zunutze.

3. Weitere neuro-wissenschaftliche Fundierungen von NLP-Techniken 

Weitere neuro-wissenschaftliche Fundierungen von NLP-Techniken sind gut zusammengefasst in dem Buch von Franz Hütter und Sandra Mareike Lang, Neurodidaktik für Trainer, 2017 Bonn. Einige Beispiele aus dem Inhalt seien an dieser Stelle erwähnt:

  • Wieso die Definition von Zielen hilfreich ist
  • Wieso der Aufbau von Rapport so gut funktioniert (er führt zur Ausschüttung des Wohlfühl- und Bindungshormons Oxytocin)
  • Wieso die Arbeit mit Werten so wichtig ist
  • Was beim Reframing im Gehirn funktioniert
  • Wie es bei der Teilearbeit zu einem Dialog neuronaler Netzwerke kommt

Etc. etc.

Dieses Buch kann ich Ihnen und jedem, der sein Wissen über die neurodidaktischen Grundlagen des NLP in das 21. Jahrhundert katapultieren möchte, nur ans Herz legen.

Des Weiteren werden Sie mit der Aussage zitiert, dass Sie um jeden (! – Ausrufezeichen ist meine Ergänzung) mit einer NLP-Ausbildung einen Bogen machen würden.

Ich erwarte, dass Sie von solchen Aussagen angesichts der breiten wissenschaftlichen Fundierung des NLP zukünftig Abstand nehmen.

Hochachtungsvoll

gez. Dr. Susanne Lapp
Vorstand Presse & Öffentlichkeitsarbeit

DVNLP

Dieser offene Brief wurde am 13. August 2021 auf der Website des DVNLP veröffentlicht.

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