Welche Kommunikationsspiele spielen wir im Alltag und was richten wir damit an?

Welche Kommunikationsspiele spielen wir im Alltag und was richten wir damit an?

Wir alle kennen das: Es gibt Menschen, bei denen wir uns am Ende eines Gesprächs regelmäßig schlechter fühlen als vorher. Woran dies liegt, erklärt das Konzept der Kommunikationsspiele, das von Eric Berne, dem Begründer der Transaktionsanalyse, entwickelt wurde.

Die Spiele der Erwachsenen sind nicht harmlos

Denn die Spiele der Erwachsenen, wie Berne diese Art von Spielen auch genannt hat, sind kein unschuldiger Zeitvertreib. Es handelt sich dabei um „verdeckte Transaktionen“, also um eine doppeldeutige Kommunikation. Am Ende fühlen sich die Beteiligten regelmäßig schlechter als vorher.

Ablauf eines typischen Spiels

Spiele laufen nach folgendem Schema ab:

  1. Attraktives Angebot, das als Falle dient (Spieleinladung oder Köder auslegen)
  2. Spielinteresse des Anderen (Schlucken des Köders)
  3. Harmlose Reaktion und Austausch von Aufmerksamkeiten
  4. Rollenwechsel des Einladenden
  5. Überraschung des Eingeladenen
  6. Auszahlung für Beide (negativer Art)

Betrachten wir dieses Schema an einem alltäglichen Beispiel:

  1. Spieleinladung oder der Köder: Herr Meier, Senior Manager, bittet Herrn Paul, ebenfalls Senior Manager, um seine Einschätzung in einer Personalangelegenheit. Er schmeichelt ihm, indem er auf dessen hohe Kompetenz in dieser Angelegenheit hinweist. Gleichzeitig betont Herr Meier, wie unangenehm es ihm ist, überhaupt um Hilfe zu bitten.
  2. Spielinteresse des Anderen: Herr Paul gibt sich jovial und sagt seine Hilfe zu, ohne auf den Zusatz, dass es A unangenehm ist um Hilfe zu bitten, einzugehen.
  3. Beide tauschen sich kurz inhaltlich über die fragliche Personalangelegenheit aus.
  4. Rollenwechsel: Herr Paul beginnt mit seiner Hilfsaktion und übernimmt dabei die Kontrolle des weiteren Verlaufs der Interaktion. (Rollenwechsel des Eingeladenen).
  5. Überraschung des Eingeladenen: Herr Meier fühlt sich überflüssig und bevormundet und wird zunehmend gereizter. Was Herr Paul scheinbar überrascht bemerkt und als Undankbarkeit interpretiert; nun reagiert er seinerseits gereizt und genervt.
  6. Auszahlung negativer Art: Diese Interaktion endet, wie man sich leicht vorstellen kann, in einem Streit. Die Auszahlung besteht darin, dass sich beide schlecht fühlen und die Beziehung einen Schaden genommen hat.

Während dieser Transaktion hat ein typischer Rollenwechsel stattgefunden. Zuerst war Herr Meier das Opfer; schließlich fühlte er sich mit einer Aufgabe überfordert. Herr Paul war in der Rolle des Retters, der Herr Meier helfen wollte. Dann begann Herr Meier Herrn Paul zu kritisieren, wodurch dieser in die Rolle des Opfers rutschte. Herr Meier übernahm die Rolle des Verfolgers. Jetzt wurde Herr Paul wütend und warf Herrn Maier Undankbarkeit vor. Damit ging er in die Rolle des Verfolgers und machte Herrn Meier wieder zum Opfer. Nach einigen Runden dieses Drama-Karussells war die Interaktion beendet.

Wieso überhaupt Spiele?

Man fragt sich, wofür es gut sein soll, dass Menschen halb bewusst, halb unbewusst solche Interaktionen anzetteln. Die Antwort ist überraschend einfach. Sie realisieren damit ihr Skript. Unter dem Skript versteht man in der Transaktionsanalyse den Lebensplan eines Menschen, den der schon in seiner frühen Kindheit und Jugend auf Grund der elterlichen Zuschreibungen und der kindlichen Interpretation seiner Lebenserfahrungen, entwickelt hat.

Zu diesem Lebensplan gehören viele Glaubenssätze, wie „ich bin nicht O.K.“ oder „letztlich kann ich mich sowieso auf niemanden verlassen“. Und Glaubenssätze haben die innere Dynamik, wie selbsterfüllende Prophezeiungen zu wirken.

Indem Herr Meier das Spiel beginnt, stellt er sicher, dass seine Überzeugungen wiedermal bestätigt werden. Und da man schlecht auf jemanden direkt zugehen kann und ihm sagen kann: „Bitte bestätige mir, dass ich nicht O.K. bin und ich mich auf dich auch nicht verlassen kann,“ muss man sich diese Bestätigung über ein Spiel, eine verdeckte Transaktion holen.

Nicht jedes Spiel ist harmlos

Das hier dargestellte Spiel ist noch vergleichsweise harmlos. Aber es gibt auch Spiele, bei der es nicht auf der kommunikativen Ebene bleibt.

Ein Beispiel: Ein Gast verschüttet auf einer Einweihungsparty für die neue Wohnung, „ganz aus Versehen“ seinen Rotwein auf den neuen Teppich. Er entschuldigt sich und beteuert, wie leid ihm das Missgeschick tut. Der Gastgeber bleibt ganz gelassen und sagt: „ich gebe dir die Rechnung für die Reinigung und du reichst den Schaden einfach bei deiner Haftpflichtversicherung ein.“ Der Gast sagt darauf, dass er keine Haftpflichtversicherung habe. Der Gastgeber sagt: „Na dann musst du die Reinigung selbst bezahlen.“ Der Gast antwortet, dass er sich das im Moment nicht leisten könne, und dass er im umgekehrten Falle auch keinen Schadenersatz fordern würde. Er wird zum Verfolger, indem er den Gastgeber kleinlich nennt.

Es bedarf keiner großen Fantasie, um sich die Eskalation auszumahlen. Der Gast spielt ein Neid-Spiel und versucht das, worauf er neidisch, ist zu beschädigen und ungestraft davon zu kommen. Hier geht es schon um mehr als nur Kommunikation, hier geht es um materiellen Besitz. Dies gehört in die 2. Eskalationsstufe der Spiele der Erwachsenen.

Es gibt Spiele auf Leben und Tod

In der dritten Eskalationsstufe von Spiele geht es um Leben und Tod. Ein Beispiel möge dies verdeutlichen: Ein Mann verhält sich in einer Beziehung extrem gewalttätig, worauf die Frau ihn verlässt. Er droht ihr nun, entweder sie oder sich selbst umzubringen.

Fazit

Wir sehen also: Mit Spielen ist nicht zu scherzen. Es lohnt sich, sich sowohl mit den Spielen, die man regelmäßig selber anzettelt, wie auch mit den Spielen, für die man immer wieder die Köder schluckt, intensiver zu unterbrechen. So gelingt der Ausstieg aus den nervigen, zeit- und Energie raubenden Interaktionsdramen. Das Miteinander wird deutlich entspannter und erfreulicher.

Wer jetzt Lust hat, einen Blick auf die eigenen Spiele zu werfen, ist herzlich eingeladen, beim Spiele-Seminar mit Klaus Grochowiak am 10./11. März dabei zu sein. Wie man Spiele bei sich und anderen erkennen und unterbrechen kann, das ist Inhalt des Spiele-Seminars.

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