Endlich „Nein“ sagen

Endlich „Nein“ sagen

Viele von uns kennen das Problem: Wir können einfach nicht „Nein“ sagen. Die Chefin fragt, ob wir den schwierigen Kunden übernehmen könnten und wir sagen „Ja“. Unsere Partnerin fragt, ob wir am Wochenende mit zu ihrer Mutter fahren und wir sagen „Ja“. In beiden Fällen hatten wir uns fest vorgenommen abzulehnen, doch wie ferngesteuert hören wir uns zustimmen.

Dann sitzen wir da, machen wieder Überstunden im Büro und das Wochenende fällt zur Erholung auch weg. Manchmal geht es so weit, dass wir uns in Beruf und Familie Aufgaben aufhalsen (lassen), die weit über unsere Kräfte hinausgehen. Unsere eigenen Bedürfnisse ignorieren wir. Manche von uns haben sich längst abgewöhnt, sie auch nur wahrzunehmen.

Tief in uns spüren wir, dass wir in diesen Momenten unsere Selbstachtung sprichwörtlich mit Füssen treten. Das macht es noch schlimmer. Was passiert da bei uns?

Mangelnde Abgrenzung erlernen wir in der Kindheit

Niemand kommt auf die Welt und hat ein Problem damit, „Nein“ zu sagen und sich somit angemessen abzugrenzen. Kleine Kinder schreien, wenn ihnen etwas nicht passt. Sie spucken Spinat aus, der ihnen nicht schmeckt und sie drehen den Kopf weg, wenn sie von der Tante nicht geküsst werden wollen. Sobald sie zu sprechen beginnen, ist „Nein“ eins der ersten Worte, das sie vehement anwenden, wenn sie etwas nicht wollen. Irgendetwas ist also passiert, zwischen damals und heute.

Wie so vieles lernen wir auch die mangelnde Abgrenzung, das Nicht-Nein-sagen-können, in der Kindheit. Zwei Beispiele: Ein Mädchen möchte lieber spielen als ständig die Geschichten über Mutters Beziehungsprobleme zu hören. Doch jedes Mal, wenn sie dies zeigt, redet die Mutter anschließend stundenlang nicht mit ihr. Das Kind lernt, dass auf das Äußern eines eigenen Bedürfnisses die Strafe „Liebesentzug“ steht.

Oder ein Junge bekommt immer nur dann die Aufmerksamkeit seines Vaters, wenn er Spitzenleistungen in Leichtathletik bringt. Dabei macht ihm der Sport überhaupt keine Freude, aber wenn er dies mit seinem Vater besprechen möchte, reagiert dieser sehr verärgert. Die Angst vor Abgrenzung ist also meist eine alte Angst.

Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich angemessen gegen andere abzugrenzen, haben oft die Erfahrung gemacht, dass sie mit Liebesentzug im weitesten Sinne bestraft wurden.

Überlege: Ist die Angst vor Ablehnung aktuell berechtigt?

Stelle dir zunächst die Frage: Ist die Angst vor Ablehnung in meinen aktuellen Beziehungen überhaupt berechtigt? Da gibt es nur zwei Möglichkeiten:

  • Die Befürchtung ist heute – im Gegensatz zu früher – nicht mehr berechtigt. Zum Beispiel, weil unser Partner uns aufrichtig liebt und sich sogar freuen würde, wenn wir unsere Bedürfnisse klarer artikulieren würden.
  • Die Angst ist nach wie vor berechtigt. Dann überlege: Will ich mich wirklich dauerhaft mit Menschen umgeben – ob in Beruf oder Privatleben – deren Anerkennung ich nur bekomme, wenn ich über meine Grenzen gehe?

Dass die ehrliche Antwort auf diese Frage weitreichende Konsequenzen haben kann, ist offensichtlich. Nichts ist aber besser für die eigene Selbstachtung, als sich ausschließlich mit Menschen zu umgeben, die unsere Grenzen respektieren.

Es gibt Wege, um endlich „Nein“ zu sagen

Die gute Nachricht: Es gibt eine ganze Reihe von sehr effektiven NLP-Formaten, die uns dabei unterstützen können, uns zukünftig angemessen und wertschätzend abzugrenzen.  Eines der wirkungsvollsten Vorgehen, das man schnell erlernen und sehr gut mit sich selbst durchführen kann, stelle ich im Folgenden vor.

Übung: Grenzen setzen – die eigene Schutzhülle schließen

Für all diejenigen, die sich nun kongruent entschieden haben, zukünftig ihre Grenzen angemessen verteidigen zu wollen, hier ein sehr effektives Format zur Selbsthilfe:

  1. Vergegenwärtige dir, an welcher Stelle die Wunsch-Energie auf deinen Körper trifft. Manche erleben die Bitte des Vorgesetzten nach Überstunden wie einen Schlag vor den Kopf. Andere berichten, dass sich eine Bitte ihres Partners wie ein Schlag in die Magengrube oder wie ein Stich ins Herz anfühlt.
  2. Beschreibe das Loch in deiner Energiehülle. Damit die Wunsch-Energie des Gegenübers an dieser Stelle auf unseren Körper auftreffen kann – und nicht an irgendeiner anderen – muss unsere Energiehülle (manche nennen sie auch „Aura“), an dieser Stelle ein Loch haben. Finde das Loch und beschreibe seine Ausdehnung. Manchmal hat die Lücke in der Energiehülle nur die Größe einer Euro-Münze. Manchmal erreicht sie aber auch die Ausmaße eines Medizinballs.Für alle, die jetzt zweifeln: Auch Menschen, die vorher weder an Energiehüllen noch an Aura geglaubt haben, ist es innerhalb kurzer Zeit möglich, das Loch zu finden und zu beschreiben.
  3. Überlege, wie du dieses Loch verschließen möchtest. Nun stellt sich die Frage, welches Material – gedanklich – verwendet werden soll, um den Durchschlupf in der Aura zu versperren. Manche stellen sich an dieser Stelle eine dicke Schicht Panzerglas vor, um zukünftig ungebetenen Wunschenergien den Weg zu versperren. Andere imaginieren eine Gummischicht, die zwar ein wenig nachgibt, dann aber die Wunschenergie zurückfedert. Es lohnt sich, so lange mit der Vorstellung verschiedener Materialien zu experimentieren, bis man sich wirklich wohl fühlt.
  4. Stelle dir eine typische Situation vor, in der es dir bisher schwergefallen ist, „Nein“ zu sagen. Stelle dir nun vor, dass die Energiehülle mit deiner Lieblingsmaterie verschlossen und intakt ist. Stelle dir dann vor, dass eine der Bitten geäußert wird, die du bisher nur schwer ablehnen konntest. Wie fühlt es sich nun an, wenn die Wunsch-Energie auf deine geschlossene Energiehülle trifft? In den meisten Fällen ist es nun kein Problem mehr, diese angemessen zurückzuweisen.
  1. Zukünftig empfiehlt es sich vor typischen Situationen zu prüfen, ob der Energieschutzmantel geschlossen ist. Wenn nicht, verschließe zunächst die Öffnung, bevor du in den Termin mit dem Chef oder der Schwiegermutter gehst. Du wirst erleben: Dein Nervenkostüm dankt dir diesen kleinen Check.

Dieses und viele weitere NLP-Formate, sich angemessen abzugrenzen und sich selbst zu behaupten, unterrichte ich in meinen NLP-Ausbildungen. Wer also auf den Geschmack gekommen ist, ist herzlich eingeladen, dabei zu sein.

Welche Erfahrungen macht ihr mit diesem Format? Ich freue mich auf eure Berichte.

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