Den inneren Kindergarten managen – Stabilität im Alltag gewinnen

Den inneren Kindergarten managen – Stabilität im Alltag gewinnen

Viele von uns erleben immer wieder Situationen, in denen wir uns zurückkatapultiert fühlen in unsere Kindheit. „Manchmal benehme ich mich meinem Chef gegenüber, als wäre ich gerade fünf. Und dass er einem Fünfjährigen keine anspruchsvolle Projektleitung zutraut, kann ich sogar verstehen“, berichtete neulich einer meiner Coaching-Klienten.

In solchen Momenten verwandeln wir uns in den Fünfjährigen von damals und verfügen nur über sein Wissen und seinen Erfahrungshorizont. Es ist offensichtlich, dass wir aus diesem Zustand heraus nicht wirklich erfolgreich eine Projektsitzung leiten können.

 

Wie entstehen diese sogenannten inneren Kinder?

Kinder geraten immer wieder in schwierige Situationen, für die sie keine ausreichenden Verarbeitungskapazitäten haben. Sie werden beispielsweise angeschrien, vernachlässigt oder geschlagen. Sie erleben die Trennung von Bezugspersonen oder sie müssen ins Krankenhaus. Sie müssen zu früh Verantwortung für kranke Eltern oder jüngere Geschwister übernehmen.

Die Psyche fährt dann ein Notprogramm. Sie sagt sich: „Gerade weiß ich nicht, wie ich mit dieser Erfahrung umgehen soll. Besser ich schiebe sie erst mal zur Seite. Vielleicht fällt mir ja später etwas dazu ein.“ So wird diese Erinnerung abgespalten und verdrängt. Ein sogenanntes inneres Kind ist entstanden.

Wir haben kein inneres Kind, sondern einen inneren Kindergarten

Je jünger wir waren, umso weniger Ressourcen hatten wir. Umso wahrscheinlicher war es, dass uns die Dinge, die wir erlebt haben, überforderten. Jedes Mal ist ein inneres Kind entstanden. Entsprechend sage ich häufig: Wir haben kein inneres Kind – wir haben einen inneren Kindergarten.

Wie erkenne ich, wenn ich vom Erwachsenen zum inneren Kind wechsele?

  1. Der Tonfall ändert sich. Klang die Stimme eben noch erwachsen, erinnert sie plötzlich an die eines kleinen Mädchens/Jungen.
  2. Unsere Körperhaltung drückt unvermittelt Angst, Hilflosigkeit und Schüchternheit aus.
  3. Manchmal benehmen wir uns dann so trotzig wie die Fünfjährige, die gerade in uns aktiv ist. Wir stampfen mit den Füßen, ballen die Fäuste und schütteln heftig mit dem Kopf.

Wie manage ich meinen inneren Kindergarten?

  1. Wechsel in ein inneres Kind bewusst wahrnehmen
    Der erste Schritt ist, es mitzubekommen, wenn ein inneres Kind in uns „das Ruder übernimmt“. Dies geschieht häufig in Sekundenschnelle. Daher bedarf es am Anfang ein wenig Übung, um den Übergang vom Erwachsenen- zum Kind-Ich wahrzunehmen.
  2. Nur noch der Erwachsene kommuniziert mit der Außenwelt

Im nächsten Schritt erweist es sich als hilfreich, mit allen auftauchenden inneren Kindern die Absprache zu treffen, dass nur noch der Erwachsene die Kommunikation nach außen – mit Vorgesetzten, Kunden, Partnern etc. – führt. Die inneren Kinder gehen in dieser Zeit spielen und kommen idealerweise erst gar nicht mit ins Meeting. Meist gelingt dies mit ein wenig Übung.

  1. Die inneren Kinder erwachsen werden lassen
    Einen bunt wimmelnden inneren Kindergarten in Schach zu halten, kann dauerhaft kein Ziel sein. Vielmehr sollte es darum gehen, diese kindlichen Anteile erwachsen werden zu lassen. Genau dafür bietet NLP ein sehr wirkungsvolles Format, den Re-Imprint.

Ihre inneren Kinder erwachsen werden zu lassen, ist für die Teilnehmer meiner NLP-Ausbildungen und meine Coaching-Klienten oft eine sehr bewegende und heilsame Erfahrung. Danach berichten sie von mehr Stabilität und innerer Ruhe im Alltag.

Welche Erfahrungen haben Sie im Umgang mit Ihren inneren Kindern?

5 comments on “Den inneren Kindergarten managen – Stabilität im Alltag gewinnen

  • Hallo Susanne, wir kennen uns aus einem Seminar in Heidelberg. Ich bin dir sehr dankbar für die Formulierung dieser Perspektive, würde aber den Begriff des Managens weiten wollen:
    Zu dem Punkt : ‚2.Nur noch der Erwachsene kommuniziert mit der Außenwelt‘ habe ich für mich persönlich ergänzt:
    1.Der Erwachsene muss wirklich begreifen, was den inneren Kindern an Unaushaltbarem widerfahren ist, und dafür ehrlich empfundenes Mitgefühl äußern lernen. Und er muss wirklich verstehen, warum sie aus ihrer Situation heraus oft sinnvollerweise so und nicht anders reagieren können und auch lernen, dieses Verständnis explizit und authentisch zu äußern.
    2. Wenn das Alles nicht „mit ein wenig Übung gelingt“ lohnt es total mit viel Geduld verstehen zu lernen, warum es erstmal so nicht ging,-und vielleicht sogar ganz sinnvoll war, weil man irgend einen wichtigen Zusammenhang noch nicht wirklich verstanden hatte.

    Reply
    • Susanne Lapp says:

      Lieber Manfred, danke für deinen Input. Ich teile deine Einschätzung, dass Verständnis für unsere inneren Kinder sehr wichtig ist. Nur dann können wir wirklich authentisch und wertschätzend mit ihnen – und damit mit uns – umgehen. Herzliche Grüße, Susanne

      Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>